The Raconteurs
Hauptsache, man weiß nicht, was passiert: Jack White und seine Freunde testen den Rock'n'Roll als großes Überrumpelungsspiel.
Wir freuen uns schon wahnsinnig auf die kleinen Club-Konzerte!“ tiriliert Jack White vor dem Soundcheck in der Muffathalle München – einem Auditorium, das seinen Raconteurs wohl nur deshalb so mini vorkommt, weil sie bisher vor allem in mittelgroßen britischen Hallen und auf Festivals aufgetreten sind. Bassist Jack Lawrence, Schlagzeuger Patrick Keeler (beide sonst bei den Greenhornes), White Stripes-Streifen Jack und Gitarrist und Sänger Brendan Benson (im Bild von links) geben ihre Interviews nur zusammen und wirken nach knapp drei Monaten gemeinsamer Tournee-Reisen schon wie eine blutsverbrüderte Strolch-Bande.
Das offizielle Fazit zu eurer neuen Band ist: Die Raconteurs sind ein Spaßprojekt. Eine naive Sichtweise, denn hinter dem Spaß steckt ja viel Geld und Marketing. Keeler: Das Spaß-Ding wäre gewesen, einfach die Platte zu machen und anschließend cm paar lustige Konzerte zu geben, aber das wollten wir nicht. Wir sind dabei, richtig dafür zu arbeiten. Das ist auch der Grund, warum wir unsere anderen Bands pausieren lassen. Trotzdem, es ist nie schlecht, Spaß an der Sache zu haben, an der man arbeitet.
Das Unmittelbare, Ungezwungene geht ja sowieso verloren, wenn eine Band in die Planungsphase eintritt. White: Warum um Himmels Willen sollten wir irgendetwas planen? Wenn einer zum Beispiel sagt: ,So, ich gründe jetzt eine Country & Western-Band, suche mir ein paar Leute und los geht’s…‘ das finde ich komisch, das fühlt sich unnatürlich an. Das kann man vielleicht machen, wenn man Teenager ist, auf die High School geht und dann sagt: ,Wir machen jetzt eine Rock’n’Roll-Band!‘ Bei den Raconteurs war das nicht so. Keiner von uns will in irgendeine Routine verfallen, in bestimmte Tanzschritte. Das wäre für diese Band der Tod. Das wäre auch langweilig.
Routine kann man kaum vermeiden, wenn man auf Tour geht.
White: Doch, kann man. Habe ich mit den White Stripes auch jahrelang vermieden. Klar gibt es kleine Gewohnheiten, dass man mit einem bestimmten Song beginnt und mit einem anderen aufhört. Aber wenn man anfängt, auf der Bühne immer dieselben Sachen zu sagen, dann wird es öde. Es gab eine Band namens The Dictators, die bei einer Tour von Kiss als Support dabei waren. Und Kiss haben jeden Abend dieselben Ansagen gebracht. Eines Abends haben die Dictators sich so über Gene Simmons aufgeregt, dass sie in ihrem Vorprogramm alle seine Ansagen verwendet haben. Sie wurden gefeuert.
Spontan etwas Kluges zu sagen, ist auch schwierig. White: Mein Problem war früher immer, dass ich diese Sachen nicht gut kann: (schreit) He}‘, wie geht ’s euch da draußen heute abend? Und jetzt will ich eure Hände sehen, denn das hier ist unsere neue Single! Das kann ich nicht.
Benson: Aber das war gut eben!
White: Das Blöde ist, dass die Leute das hören wollen, besonders bei Festivals. Ich habe das lange Zeit nicht gemacht, und dann dachten alle, ich wäre schlecht gelaunt. Oder ich würde ihre Stadt nicht mögen.
Ihr wart ja alle vier auch oft solo oder mit euren Stamm-Bands unterwegs. Was ist mit den Raconteurs anders? Keeler: Es ist etwas Neues. Ich will jetzt nicht sagen, dass die Greenhornes oder Brendan Benson oder die White Stripes alter Schrott sind, auf keinen Fall, aber die Raconteurs sind einfach eine neue, frische Aufgabe, und wir sind alle sicher, dass wir das wollen, dass wir gerne zusammen auf Tour sind. Das fühlt sich schon anders an.
Benson: Für mich ist es ein ganz neues Gefühl, ein Bandmitglied zu sein. Früher hing auf der Bühne immer alles allein von mir ab. Und das Improvisieren im Konzert, das hatte ich nie. Das ist toll.
White: Die Raconteurs und die White Stripes sind – ich würde es so ausdrücken: gleich schwierig. Es ist nicht so, dass das eine die komplizierte Pflicht ist und das andere das einfache Nebenprojekt. Ich mag das, ich mag Hürden, die man auf der Bühne meistern muss. Wenn es sich zu einfach anfühlt, denke ich immer: Jetzt mogelst du dich durch!
Was ist denn bloß so schwierig an den Raconteurs?
White: Dass ich mich immer frage: Wie sollen wir diesen Song nur zu Ende kriegen? (lacht irre gackernd) Keeler: Außerdem musst du jetzt drei andere Personen durchschleppen und nicht nur eine!
Was alle wissen wollen: Wird es eine zweite Platte geben?
White: Auf jeden Fall. Wir haben in letzter Zeit viel zusammen geschrieben und haben viele neue Stücke fertig. Ich kann es kaum erwarten, das alles aufzunehmen, es wird super.
Lawrence: Jetzt wohnen wir ja alle in Nashville, da wird vieles einfacher als beim ersten Mal.
Habt ihr denn schon Leute getroffen, die die Raconteurs kannten, aber nicht die White Stripes?
White: Wir hatten höchstens Leute, die die White Stripes nicht erwähnt haben. Oder Leute, die Brendan erkannt haben, mich aber nicht. Oder die nur die Greenhornes erkannt haben. Alle Möglichkeiten. Aber sie haben nie explizit bestätigt, dass sie die White Stripes nicht kennen. Wir hätten sie mal fragen sollen! (gackert wieder los) Keeler: So vielleicht: .Kennt ihr die White Stripes? Übrigens, das hier ist Jack!‘