The Promise Ring
Ein Gehirntumor zwang The Promise Ring zur Denkpause. Die gab ihnen Kraft für den Neuanfang
Ganze zweieinhalb Jahre haben sich The Promise Ring für ihr viertes Album Zeit gelassen, das ist lang. Nach vier Jahren Emocore und dem ewigen Nacheinander von Produktion und Tournee sei der Tritt auf die Bremse dringend nötig gewesen, sagt Trommler Dan Didier, man hätte sonst bald die Lust verloren.
„Wir mussten neu bewerten, was wir wollen und was nicht“, erklärt er, „sonst hätte es uns als Band womöglich nicht mehr lang gegeben.“ Für die Auszeit brauchte es allerdings ein unvorhersehbares Ereignis: Im April 2000 fanden Ärzte im Kopf von Sänger und Gitarrist Davey von Bohlen einen faustgroßen Tumor, und da war es mit jeder Routine freilich jäh vorbei. „Ein großer Schock, natürlich“, erinnert sich Dan. „In einem Moment verschieben sich die Prioritäten – und du bist wieder in der Lage, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.“ Der große Schreck legte sich bald. Der Tumor war glücklicherweise gutartig und nach ein paar komplikationslosen Operationen aus Daveys Kopf entfernt. Der Eingriff in den Organismus TPR indes sollte größere Konsequenzen haben. „Wir konnten uns dank der langen Pause überlegen, was für ein Album wir eigentlich wirklich machen wollen“, erklärt Dan, „und herausfinden, wie es für uns als Band weitergehen kann.“
Und so wird der Unfall im Kopf von Davey zum Glücksfall für TPR: Anstatt sich zu wiederholen, nutzt das Quintett aus Wisconsin auf dem von Stephen Street (The Smiths, Blur) produzierten neuen Werk die Chance zur Weiterentwicklung. Statt der zuletzt obligaten, scheinbar pausenlos rausgehauenen Slacker-Hymnen aus halbwüchsig geschrammten Gitarren und eiernden Trauerkloß-Melodien, mühen sich TPR auf „Wood/Water“ meist leise und oft auch akustisch um klar konturierte Songs zwischen brüchiger Pavement-Ästhetik und klassischem Indie-Habitus. More emo, less core, sozusagen. „Ist ein gutes Gefühl, aus dem Trott ausgebrochen zu sein“, nickt Dan, „und zu begreifen, dass die Band nicht etwas ist, das wir sind, sondern etwas, das wir tun.“ Ein gravierender Unterschied, in der Tat.