„The Prince Fan Album“: Interview mit Michel Birbæk und Nils Kruse

Mit „The Prince Fan Album“ geht ein Portal online, in dem Musiker Hommagen an Prince veröffentlichen können. ROLLING STONE sprach mit den Gründern Michel Birbæk und Nils Kruse über das ebenso einzigartige wie ehrgeizige Projekt.

Frohes Neues! Mit „The Prince Fan Album“ ging pünktlich zum 01. Januar 2019 ein Portal online, das Prince-Fans aus der ganzen Welt in einem Musikprojekt zusammenführen soll – indem Künstler, die von dem Genie beeinflusst wurden, dort ihre Hommagen veröffentlichen.

Gründer sind die beiden Kölner Michel Birbæk und Nils Kruse, zwei Hardcore-Prince-Fans. Kruse ist Musiker und Veranstalter von Prince-Partys, Birbæk ist Musiker und Autor des Romans „Das schönste Mädchen der Welt“/“The most beautiful girl in the world“, das 2018 bei Random House erschienen ist, und das die Bedeutung von Prince behandelt.

Mit „The Real Funkman“ haben die beiden bereits eine Hymne auf den 2016 verstorbenen Prince aufgenommen. Daraus entstand auch die Idee eines Portals, das sich der „Purple Music“ widmet.

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Wir sprachen mit Michel Birbæk und Nils Kruse über Wünsche und Ziele, die sich mit diesem neuen Projekt verbinden.

ROLLING STONE: Wie ist es zu eurem Projekt „The Prince Fan Album“ gekommen? Wer hatte die Initiative?
Nils:
Ich war nach Prince‘ Tod in einem Vakuum und wachte irgendwann mit der Frage auf: „Und was jetzt?“. Nie wieder würde ich ihn live sehen und keine neue Musik mehr hören. Mein Respekt vor seiner Musik war immer so groß, dass ich ihn niemals gecovert habe. Doch die jahrzehntelange Energie, die ich durch ihn aufgesogen hatte, musste und konnte jetzt raus. So begann ich einige seiner Songs zu proben um diese zu seinem ersten Todestag in kleinem Rahmen aufzuführen. Da ich meinen Mund nicht halten konnte, haben Musiker im Umfeld davon Wind bekommen und sich mir angeschlossen. Aus einem Solo-Akustik-Gig wurde so schnell eine 8-köpfige Band mit vollem Gebläse. Es blieb nicht bei dem Gedächtniskonzert, und so fing ich an Prince Partys in Köln zu organisieren, wo natürlich auch meine Band spielen sollte.  Und eines Tages rief mich dann unverhofft mein Lieblingsautor an …
Michel: Am Tag nach Prince‘ Tod, hatte ich angefangen, über seine Bedeutung für mich zu schreiben, daraus entstand „Das schönste Mädchen der Welt“, und ich wusste, ich muss auch irgendwas on stage machen. Also rief ich Nils an, weil er die Partys machte, und von Anfang an passte es mit uns. Als ich ihn spielen hörte, war klar, wir müssen was zusammen machen. Also schrieben wir „The Real Funkman“, als Hymne für Prince und kamen dadurch auf die Idee, ein Portal für Purple Music zu gründen.

Welche Ansprüche habt ihr in der Komposition, Produktion und dem Arrangement – wie schwer ist es, eine würdevolle Hommage zu schreiben und Parodie-Fallen aus dem Weg zu gehen?
Nils:
Prince hat sich in Kompositionen nicht um Konventionen geschert. Alles war offen und frei. Was immer stimmte, war das Feel und die Dramaturgie, ob opulent oder minimalistisch. „The Real Funkman“ ist aus einer Instrumental-Session zwischen mir und meinem Bassisten Frank Schuhmann entstanden – der pure Flow, eben der Spirit, den Prince und seine Musiker in legendären Aftershow-Sessions gebracht haben. So entsteht meines Erachtens Musik! Die Session habe ich dann Michel gegeben …
Michel: Und mir, der seit 20 Jahren keinen Songtext mehr geschrieben hatte, flutschte diese Prince-Danksagung nur so heraus. Im Nachhinein wünschte ich nur, wir hätten ihm unsere musikalische Freude zu Lebzeiten ausgedrückt. Vielleicht hätte er ja eine Gitarrenspur draufgespielt … mein Gott.
Nils: Das Angebot haben wir gerade von einem Wahnsinnsgitarristen aus Frankreich bekommen, den wir durch das Projekt kennengelernt haben.

In „The Real Funkman“ zitiert ihr verschiedene Prince-Songs, wie „Forever In My Life“ und „Sometimes It Snows in April“. Nach welchem Kriterium verwendet ihr welche Zitate?
Michel: Ich hatte kein Kriterium. Den Text habe ich in einem Rutsch geschrieben, die direkten Grüße an Sheila E., und Wendy kamen mir spontan beim Singen, es war einfach da.

Was habt ihr aus den Hommagen gelernt – vergrößert sich der Respekt für Prince noch, wenn man versucht sich ihm stilistisch zu nähern? Entzaubert man ihn auch ein Stück weit?
Nils:
Der Respekt war und ist groß! Man kann ihm nicht wirklich nahekommen, und das will ich auch nicht. Es geht darum sich mit ihm zu verbinden ohne seine eigene Individualität aufzugeben – Ich denke dieser Ansatz hätte ihm so gefallen.
Michel (nickt): Das, was Nils sagt.

„Ich möchte, dass Menschen mehr von ihm kennen als „Purple Rain“ oder „Kiss“

Wie schwer kann es sein, wie Prince zu singen oder zu spielen – ab welchem Punkt gibt man seine individuelle Note auf?
Michel: Wenn ich auch nur ansatzweise in der Lage wäre, wie Prince zu singen oder spielen, würde ich Dir diese Frage gerne beantworten.
Nils: Man kann Prince nicht kopieren. Man kann aber in sein Gefühl und seine Visionen eintauchen und auf derselben Party mit ihm sein.

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Ist Prince’ Musik auch die, die ihr selbst am liebsten covert?
Michel:
Ich würde Prince nie covern. So wie Nils Prince live covert, ohne zu versuchen ihn zu kopieren, das mag ich allerdings, aber okay, Nils liebe ich auch.
Nils: Du liebst mich?
Michel: Sag deiner Frau nichts.
Nils: Sie liest das hier.

Zur Frage zurück …
Nils:
Der Fakt warum ich Prince Tribut zolle, ist der, dass ich möchte, dass Menschen mehr von ihm kennen als „Purple Rain“ oder „Kiss“. Es ist mir eine große Freude gerade vor Menschen zu spielen, die nur die Hits kennen und danach zu hören, dass sie auch die unbekannten Songs, wie „Head“ geil fanden.
Michel: „Head“, ein unbekannter Song …??

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Wie wollt ihr das „Prince Fan Album“ unters Volk bringen?
Michel:
 Eigentlich gar nicht, die Idee ist ja, dass die Musiker zu uns kommen. „The Prince Fan Album“ ist ja kein Oldschool-Album mit 12-15 Songs – das ganze Portal ist das Album! Das wird Prince und seinem Output total gerecht, kein Album, was ihn einengt, nein, ein ganzes Portal, das immer weiter wächst, ohne Grenzen. Das hätte ihm als „Album“ gefallen, denke ich.

Welche Kooperationen sind sicher, welche Stars angefragt?
Michel:
Ich hätte ja zu gerne gewusst, welchen Song Lenny Kravitz, Questlove, oder auch Janelle Monàe für Prince komponieren würden, aber … Nils?
Nils: Wir haben beschlossen, derzeit keine weiteren Stars zu kontaktieren, es dauert einfach zu lange. Stars, das bedeutet Agenten oder Manager, die erst mal über Mehrwert und selling points sprechen wollen. Das ist okay, das ist deren Job, aber …
Michel: Wenn Lenny oder Sananda von dem Projekt hören und einen Song beisteuern, freuen wir uns total, aber wir haben schlicht nicht die zeitlichen Kapazitäten um über die Agenturen zu gehen. Das hier ist erst Mal ein Fanprojekt, kein Geschäftsmodel. Hey, Fanliebe! Eines der reinsten Dinge, die es auf der Welt gibt!
Nils: An Prince‘ Geburtstag schauen wir mal, welche Songs reingekommen sind, und vielleicht kommt dann ein Vinyl-Album.
Michel: Ich persönlich hätte gerne eins, denn diese Platte würde auf eine ganz eigene schöne Art den Einfluss von Prince auf mehrere Generationen von Musikern aufzeigen.

Darf jeder Song-Teilnehmer Interpretationen nach Gusto bringen, oder gibt es einen erzählerischen, stilistischen Rahmen?
Michel:
Man muss den Einfluss von Prince erkennen, vielleicht nicht so extrem wie in „The Real Funkman“, das ja vor Reminiszenzen strotzt.
Nils: Hauptsache man hört, dass der Musiker Lust hatte aus den essentiellen Prince-Zutaten etwas Eigenes zu machen. Purple Music, halt. Sie ist ja schon überall. Wir wollen sie einsammeln und zusammenbringen.
Michel: Ein Zuhause für Purple Music. Das gefällt mir. Das sollten wir genau so auf die Homepage schreiben.

www.Theprincefanalbum.com – a home 4 purple music.

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