The Making Of: „The Joshua Tree“ von U2
Vor einigen Tagen erschien unser Sonderheft "Die 500 besten Alben aller Zeiten" - zusammengestellt in einer einzigartigen Umfrage des amerikanischen ROLLING STONE. Ein paar der ausgewählten Alben schauen wir uns in unserer "Making Of"-Reihe noch einmal genauer an. Heute: "The Joshua Tree" von U2.
Vor einigen Tagen erschien unser Sonderheft „Die 500 besten Alben aller Zeiten“ – zusammengestellt in einer einzigartigen Umfrage des amerikanischen ROLLING STONE, über die Sie in unserem großen Online-Voting noch einmal neu abstimmen können. Zudem schauen wir uns ab heute ein paar der ausgewählten Alben in unserer „Making Of“-Reihe noch einmal genauer an.
THE MAKING OF…: „The Joshua Tree“ von U2
„Wer mit U2 arbeiten will“, sagt Daniel Lanois, „muss damit rechnen, von einer Lawine an Erwartungen und Eventualitäten mitgerissen zu werden.“ Nach „The Unforgettable Fire“ von 1984 war „The Joshua Tree“ das zweite U2-Album, an dem Lanois als Co-Produzent mitwirkte. „Ich besuchte sie, als sie noch in der Vor-Produktion waren. Es waren nicht mehr als Skizzen, aber ich wusste sofort, dass sie an klar umrissenen Ideen arbeiteten.“
Um die intime Atmosphäre dieser Demos einzufangen, startete man die Aufnahmen zunächst in einem baufälligen Studio, das sich auf dem Land in einer irischen Scheune befand. „Adam (Clayton) hatte die ganze Zeit nach einem passenden Haus gesucht und war schließlich an diesem idyllischen Ort fündig geworden“, so Lanois.
Während der Aufnahmen hing angeblich der Haussegen in Bonos Ehe schief – was vielleicht die Aura von Verlust und Verlieren erklärt, die über dem Album schwebt: von der verzweifelten Ausweglosigkeit in „With Or Without You“ bis zu „One Tree Hill“, einer Hommage an einen ihrer Roadies, der bei einem Motorradunfall umgekommen war. Glaubt man Lanois, so waren viele der Tracks, die heute als Klassiker gelten, in einem frühen Stadium eher Wackelkandidaten. „Where The Streets Have No Name“ hatte ein derart kompliziertes Arrangement, dass sich Lanois nach einigen erfolglosen Anläufen „wie ein Lehrer an eine Tafel stellte und die Band mit einem Zeigestock durch die Arrangements dirigierte“. Co-Produzent Brian Eno war allerdings so frustriert, dass er die Aufnahme fast gelöscht hatte. „Es fühlte sich wie eine Eröffnungsszene an“, so Lanois, „weswegen wir uns letztendlich entschlossen, den Tracks ans Anfang des Albums zu stellen.“
„I Still Haven’t Found What I’m Looking For“ hieß zunächst „The Weather Girls“, und „wir waren alle der Meinung, dass es die Nummer nicht aufs Album schaffen würde. Aber sie hatte einen großartigen R&B-Gospel-Beat, und so fanden wir einen anderen Song, den wir auf dieses Gerüst setzten. Ich erinnere mich, dass ich Bono ein traditionelles Volkslied vorsummte und er sagte: ,Das ist es. Sing nicht weiter.‘ Er setzte sich hin und arbeitete die Melodie aus. Ich denke, dass am Ende des Tages ,Joshua Tree‘ klanglich das ablieferte, was wir in unseren Köpfen gehört hatten. U2 waren für neue Ideen und Experimente offen – was bei ihnen aber eh der Normalfall ist.“