The Kids Are Alright
Nach langen Kampf mit ihrem Produzenten sind Snow Patrol und die Fans mit dem Ergebnis sehr zufrieden
London, Camden Ballroom: Snow Patrol spielen ihre Single „Run“, und als sie den Refrain erreichen, schallen ihnen die Worte aus 1200 Kehlen entgegen. Ein wahrer Gänsehautmoment – ebenso bewegend wie beglückend. Sänger und Songschreiber Gary Lightbody strahlt über das ganze Gesicht „Das passiert inzwischen jeden Abend, aber es verschlägt mir jedes Mal aufs Neue den Atem“, sagt er später im Interview. „Das ist schon ein seltsames Phänomen, aber es vereint alle Menschen im SaaL Natürlich stehe ich auf der Bühne, aber ich stand auch schon unzählige Male im Publikum und hab von ganzem Herzen mitgesungen. Diese Erfahrung verbindet uns in dem Moment“
Von der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem All-Star-Ensemble The Reindeer Section inspiriert, inszeniert Lightbody auf dem neuen Snow Patrol-Album „Final Straw“ bombastische Balladen zwischen Indierock und Mainstreampop: hymnisch wie Idlewild, intelligent wie Radiohead, gewagt wie My Bloody Valentine und stadionkompatibel wie Coldplay sollten sie sein.
Gegründet wurde die Band bereits 1994, doch erst das aktuelle dritte Album brachte in der Heimat den Durchbruch. „Zumindest in Großbritannien wissen die Leute, dass es uns schon länger gibt, aber trotzdem kennen sie unsere alten Songs nicht“, erklärt Lightbody. „Wenn wir bei unseren Konzerten ältere Nummern spielen, stehen alle gelangweilt und mit verschränkten Armen vor der Bühne, und bei den neuen Songs drehen sie durch. Zu Beginn der letzten Tour haben wir noch ziemlich viele alte Lieder gespielt, doch Abend für Abend haben wir mehr davon aussortiert. Einige Leute haben sich deshalb bei uns beschwert, aber du musst dich schon ein wenig nach der Mehrheit des Publikums richten.“
Dass der Weg zum Erfolg manchmal steinig ist, führten der Band aber nicht nur ihre Anhänger vor Augen. Im Studio galt es, einige Probleme mit Produzent Garret Lee – ansonsten eigentlich eher in elektronischen Gefilden zu Hause – auszuräumen. „Er war die Leitfigur, die wir brauchten, aber es war nicht immer leicht mit ihm. Ich denke, die Platte brauchte diese Spannung und den Anflug von Wut, den wir verspürten, als wir das Gefühl hatten, dass Garrett uns das Album wegnehmen wollte. Da wir keinen Nachwuchs haben, sind unsere nämlich Songs so etwas wie ein Kinderersatz für uns. Wir fühlen uns ihnen einfach sehr verbunden! Dabei wollte Garret ja nur sicherstellen, dass wir mit ihm zusammen die bestmögliche Platte aufnehmen!“ Dem Breitwand-Sound von „Final Straw“ hört man das jedenfalls an.