„The Interview“ wird zum Sony-Thriller: Veröffentlichung bald auf YouTube?
Wird "The Interview" womöglich auf YouTube veröffentlicht? Die Konflikte um den fiktiven Mord an Kim Jong Un entwickeln sich zum politischen und äußerst realen Thriller - mit Sony in der Hauptrolle.
Die Filmsatire „The Interview” um die fiktiven Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un ist durch einen Hacker-Angriffe, Terrordrohungen und die von Sony Pictures vorgenommene Zurücknahme längst selbst zum Thriller geworden, der nun in politischen Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang gipfelt.
Die USA sind sich sicher, dass Nordkorea hinter dem Hackerangriff steckt. Man habe bei der Analyse der verwendeten Angriffssoftware Verbindungen zu anderen Schadprogrammen festgestellt, die kürzlich in Nordkorea entwickelt worden seien, erklärte das FBI. Außenminister. John Kerry sprach von einer provozierenden Attacke und Präsident Barack Obama kündigte bereits Konsequenzen an.
Nordkorea möchte mit der Sache nichts zu tun haben, wies die Anschuldigungen vehement zurück. Das Land warf den USA darüberhinaus Verleumdung vor und forderte eine gemeinsame Untersuchung. Der kommunistische Staat drohte sogar mit „ernsthaften Konsequenzen“, sollten die USA Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen.
Anders als im Film wird in der digitalen Gegenwart virtuell im Internet spioniert. Vor einigen Wochen stahl eine Hacker-Gruppe mit dem Namen Guardians Of Peace unzählige Datensätze, darunter pikante E-Mails und die Kopien großer Kino-Filme, wie „Herz aus Stahl” mit Brad Pitt. Auch Madonnas neues Songmaterial wurde dabei geleaked.
Zudem erhielten Kinobetreiber Drohungen per E-Mail. Falls sie „The Interview” wie geplant zum US-Start am 25. Dezember zeigen würden, müssten sie mit ernsthaften Konsequenzen rechnen. Sony sagte den Kinostart daraufhin ab, was dem Konzern hämische Kommentare einbrachte, man würde sich von terroristischen Androhungen den Schneid abkaufen lassen. In sozialen Netzwerken äußerten User ihren Unmut über das ihrer Ansicht nach vorschnelle Nachgeben. Auch Obama mahnte: „Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben.”
Für Sony Pictures entwickelt sich der Fall immer mehr zu einem Desaster. Nachdem schon 2011 unzählige Datenmengen von Millionen Playstation-Usern erbeutet worden waren, kommt dieser erneute Rückschlag zur Unzeit. Dem Unternehmen droht ein kaum absehbarer Imageverlust.
Doch auch die finanziellen Verluste, die ein auf Eis gelegter Film für Sony bedeuten könnten, sollten nicht unterschätzt werden. Neben den Filmproduktionskosten, die bei 44 Millionen Dollar gelegen haben sollen, hatte das Unternehmen kurz vor dem Kinostart bereits eine große Werbekampagne zum Film in Gang gesetzt. Medienberichte sprechen von weitere 30 Millionen Dollar, die für die PR-Maßnahmen aufgewendet worden sein.
Das Vorhaben, den Film auf DVD zu veröffentlichen, bleibt vorerst in der Schublade. Angeblich, so äußerte sich Sony gegenüber CNN, denke man über einige alternative Optionen nach.
Am Samstag (20. Dezember), äußerte sich Michael Lynton von Sony zu den weiteren Handlungsspielräumen: „Wir möchten der Öffentlichkeit diesen Film natürlich unbedingt zugänglich machen, und wir haben mehrere alternative Optionen. Wir haben über diese nachgedacht und ziehen sie in Erwägung“, erklärte Lynton und bestätigte die Möglichkeit eines Releases auf YouTube. „Das ist tatsächlich eine Option, die wir gerade sehr genau besprechen und durchspielen.“