The Greater Good: Das Drumherum von Austin ist Texas
Für einen Mann, der sich in den letzten acht Jahren nur hinter den Kulissen von etwa Lisa Germano und Patty Griffin hervortat, der sich dann mit Namen und Titel seines zweiten Solo-Albums, „The Greater Good“, gleich wieder ein Stück weit anonymisiert, der sich zudem auf dem Cover eben dieses Werks vor einer alten Fotografie von Minenarbeitern um seinen Großvater gleichsam als kleines Rad der Zeitläufte historisiert – für einen solchen Mann nimmt Craig Ross die Frage erstaunlich ernst, um sie dann auch sehr selbstbewusst zu beantworten.
Was ihm mehr schmeichle: der Vergleich mit John Lennon — oder der mit Daniel Lanois? Nach einiger Überlegung wählt Craig Ross Lennon, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Wahl an einem anderen Tag auch anders ausfallen könnte. Heute passt sie jedenfalls zu seinem „musikalischen Erwachen“, mit fünf oder sechs, unter Kopfhörern, das „White Album“ auf dem Plattenteller. „Es hat mich fasziniert, wieviel Angst mir diese Musik einjagte, besonders der letzte Teil“, erinnert er sich. Fortan „hungrig auf Musik und Sounds“, blieb ihm im „konservativen, verrückten und gefährlichen“ Houston nur die Rolle als Oddball, der sein Faible für Bowie und Eno lieber für sich behielt. Und irgendwann die Flucht nach Austin.
Dort fand Ross nicht gleich Anschluss, verzettelte sich etwa mit Storyville, der Band um die Stevie-Ray-Vaughan-Rhythmusgruppe. „Nichts gegen sie, aber bluesiger Rock war mir zu wenig. Die Stadt wurde ihm aber zuviel. „Es gibt ja diesen Witz über Austin: Das Einzige, was stört, ist Texas drumherum.“ Aber gerade das möchte Ross nicht missen. Dort sieht er auch die Gemeinsamkeit mit denen, die musikalisch nicht viel mit ihm gemeinsam haben. „Die Weite verbindet uns alle. Es gibt so viel Einsamkeit in Texas, da baut man eine spirituelle Verbindung auf.“