The Eagles
Sie versuchen gleich gar nicht, Jugend vorzutäuschen, wie sympathisch. Die Eagles werden langsam alt, und es ist ihnen egaL Beim Auftakt ihrer Deutschlandtournee in Hannover musste Glenn Frey angesichts der enthusiastischen Publikumsreaktionen fast lachen: „Hey, wir sind doch alle schon über 50. Dir könnt uns doch nicht mehr die Bühne stürmen!“ Wollten die Fans wohl auch gar nicht, bloß zeigen, dass sie ihre Eagles liebhaben, Falten hin oder her.
In Sachen Sound hat sich ohnehin wenig verändert seit den 70er Jahren. Die Kalifornier sehen einfach keinen Grund, ihre Westcoast-Melodien zu modernisieren. Zu perfekt sind die Originalaufnahmen der Klassiker, zu ausgefeilt ihre Arrangements. Veränderungen könnten schnell zu Verschandelungen werden, und so präsentieren Don Henley und Kollegen „Take It To The Limit“, „Desperado“ oder das obugatorische „Hotel California“ lieber so, wie sie jeder kennt. Da kann nichts schiefgehen.
Ein neues Album wollen die fünf Herren erst nach dieser Tournee aufnehmen. Mit unbekannten Songs sollte man also nicht rechnen. „Wir haben ja einen umfangreichen Backkatalog, aus dem wir auswählen können. Da kann man immer wieder eine neue Show basteln“, ließ Don Henley im Vorfeld verlauten – und sich keinerlei Selbstzweifel einreden. Auf die Frage eines Reporters, ob es nicht risikoreich sei, ohne aktuelles Album zu touren, grinst er nur: „Solange wir die meistverkaufte Platte der Rockgeschichte vorweisen können, brauchen wir wohl nichts zu beweisen.“
Dass „Hotel California“ inzwischen 25 Jahre alt ist – wen kümmert’s? Im Laufe ihrer – zwischendurch immerhin 14 Jahre lang brachliegenden -Karriere haben die Eagles mehr als 100 Millionen Alben verkauft und selbst aus durchschnittlichen Country-Nummern wie „Take It Easy“ Evergreens gemacht. Ihre aktuelle Tour haben sie „One Of These Nights“ genannt, nach dem Album von 75. Doch endeten damals die gemeinsamen Nächte oft in lautstarken Streitereien. Heutzutage geht es gesitteter zu. „Life In The Fast Lane“? Lieber auf der gemütlichen Landstraße. Momentan fühlen sich die Eagles allem Anschein nach wohler als zu ihren erfolgreichsten Zeiten. 1980 – vermürbt von den endlosen Diskussionen zwischen Frey und Henley – hatten sie noch Stein und Bein geschworen, erst wieder gemeinsam aufzutreten, „wenn die Hölle zufriert“. ’94 war es dann soweit – und die Band hatte tatsächlich so viel Humor, ihr Comeback-Album „Hell Freezes Over“ zu betiteln. Im Laufe der Jahre sind alle etwas abgeklärter und entspannter geworden, weshalb zumindest Don Henley, der solo ja immerhin am erfolgreichsten war, derzeit überhaupt keinen Grund für ein baldiges Ende der gut geölten Eagles sieht: „Wir werden diese Maschine am Laufen halten.“