The Drugs Don’t Work: Tame Impala live in Berlin
As müssten sie hinter einer schalldichten Glasscheibe sitzen: Wegen des bescheidenen Klangs zündet der Psychedelic Rock von Tame Impala live nicht wirklich. Schade um eine großartige Band.
Dass es eine Herausforderung für Soundtechniker und Anlage ist, den effektbeladenen Vintage-Sound der Australier auch live gut umzusetzen, war im Vorfeld des Konzerts im Berliner Astra Kulturhaus klar. Challenge accepted and failed – dabei war der Sound im März beim Math Rock der Foals noch einwandfrei.
Direkt vor den Lautsprechern ist wohl auch nicht der beste Platz. Weiter in der Mitte gibt es allerdings das gleiche Klangbild. Die Synthie-Flächen sind auch auf der Platte gelegentlich leicht angezerrt – die Gitarren sowieso. Aber das beständige Übersteuern macht aus den mittleren bis hohen Frequenzen einen einzigen Soundbrei. Kevin Parkers bewusst verhallte und fragile Kopfstimme geht darin ebenfalls unter. Heraus sticht lediglich die Snare mit schmerzhaften Impulsen an die Trommelfelle. Die Bässe sind dagegen eine Wohltat. Deswegen funktioniert auch „Elephant“ mit seinem basslastigen Riff mitunter am besten. Auch „Be Above It“ mit dem stolpernden Drumpattern ist markant genug um sich über die unsichtbare Grenze hinwegzusetzen, die der undifferenzierte Sound schafft.
Es ist, als würde man die Jungs in einem Gefängnis besuchen. Als müssten sie hinter einer schalldichten Glasscheibe sitzen und ihre Instrumente durch eines dieser blechern klingenden Telefone spielen. Kevin Parker improvisiert auf seiner Gitarre, und im Hintergrund reagieren grafische Muster zum Klang. Das soll natürlich rauschen und lärmen, aber bleibt wie die langen sphärischen Instrumentalpassagen verlorene Liebesmüh. Oder hat sich schon mal jemand im Klang von Omas altem Kofferradio verloren?
Ärgerlich ist das vor allem, wenn man um die stimmungsvollen Songs der Band weiß und auch die guten Ideen für die Live-Show erkennt. Als bei der Zugabe feedbackartig der Sound zwischen linken und rechten Boxen hin- und hergeworfen wird – immer an effektvollen Songstellen – kommen kurz Zweifel auf, ob nicht das ganze Live-Soundkonzept auf so eine LoFi-Rückkopplungs-Ästhetik setzt. Das allerdings kann kaum im Sinne der ausgefeilten Arrangements von „Lonerism“ sein.
Und wäre eine ziemlich ärgerliche Form von Understatement.