THE BLUETONES

In Frankreich brauchen sie gar nicht erst anzutreten. Die Bluetones sind die fleischgewordene Antithese zu all dem, was die Frogs unter Rock’n’Roll verstehen. Man kann sie sich nicht einmal in schwarzer Lederkluft vorstellen, nicht mit Sonnenbrillen in Nachtclubs, nicht mit Goldkettchen auf Motorrädern, nicht fluchend und rülpsend, nicht flegelnd und fixed. Die Bluetones sind allen pubertären Klischees vom schnellen Leben abhold, sie hassen Posen, haben nichts von Iggy Pop.

Die Gradlinigkeit und der Grad an Abgeklärtheit im Bluetones-Camp machen fast ein bißchen Angst. Wir können sie, als Jung-Twens, ihre dumpf-hedonistische Phase schon hinter sich gebracht haben? Womöglich haben sie den Sturm und Drang übersprungen, sind bereits erwachsen, wissen, was sie tun. Das würde sie von den meisten Bands ihres Alters unterscheiden, würde aber immerhin erklären, wie durchdacht ihre Musik ist, wie verdammt gut ihre Songs sind, wie souverän sie auf der Bühne agieren und wie vernarrt das Publikum ist in diese (nach Frog-Star-Kriterien) braven und unscheinbaren Jungs.

Am Anfang ist alles in blaues Licht getaucht, dann kracht die Musik aus der PA, doch die Band ist noch nicht auf der Bühne. Einer nach dem anderen stöpselt sich in den Soundfluß ein, der unmerklich zum Opener mutiert: „Unpainted Arizona“. Ziemlich genial. Doch ist nicht alles hunky dory. Mark Morriss laboriert an einer Halsentzündung. Der gestrige Gig in Guildford mußte deshalb gecancelled werden. Heute schont Mark seine Stimme, überläßt Bruder Scott mehr als sonst die Refrains, was die ausgefeilte Statik einiger Songs trotz brillanter Aussteuerung leicht ins Wanken bringt. Daß kein Song einstürzt, ist der Stärke des Materials zu verdanken, den stupenden Gitarrenläufen von Adam Devlin, der bei Bedarf die Aufmerksamkeit auf sich zieht mit byrdsianischem Geklingel oder zeppelinesken Riffs. Und nicht zuletzt den Fans, die lauthals mitsingen, besonders emphatisch an jener strategischen Stelle in „Bluetonic“: „When I am sad and weary and all my hope is gone, I walk around my house and think of you with nothing on.“ Zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht, der nicht irgendwie Franzose ist.

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