The Beatles: 25. Juni 1967: The Beatles bei „Our World“
Um die Signifikanz dieses Momentes zu begreifen, muss man einen kleinen Ausflug in den Weltraum wagen. Es war der Beginn eines neuen Zeitalters, als 1962 der Kommunikationssatellit „Telstar“ in den Orbit geschossen wurde: Erstmals waren TV-Direktübertragungen zwischen den USA und Europa möglich, zwar in schwammigem Schwarzweiß und höchstens zehn Minuten am Stück – aber immerhin. Pop-Produzent Joe Meek widmete dem künstlichen Erdtrabanten gar einen Song, seine Schützlinge The Tornadoes landeten damit einen Riesenhit. Der letztlich länger hielt als der Satellit selbst, der bereits nach wenigen Monaten seinen Dienst quittierte. Aber der Anfang war gemacht, und ab 1965 kreisten dann geostationäre Satelliten wie Intelsat 1 im Weltenraume – knapp 36.000 km über dem Äquator und dazu fähig, wahlweise 240 Telefonate oder ein einziges TV-Signal zu übertragen. Aus heutiger Sicht also unglaublich primitive Dinger mit arg begrenzten Kapazitäten. Die aber immerhin ausreichten, um im Juni 1967 kurzzeitig den Globus televisionär zu vernetzen: „Unsere Welt“ hieß das TV-Projekt, für das drei Satelliten, 1,5 Millionen Kilometer Kabel und Zehntausende von Technikern benötigt wurden. Die Idee dahinter: die erste weltweit empfangbare Live-Sendung zum Wohle der Völkerverständigung – die in kalten Kriegszeiten auch bitter nötig war. Der gesamte Ostblock sagte zwar wegen des Sechstagekriegs seine Teilnahme kurzfristig ab, doch immerhin 14 Länder wirkten an dem gigantischen Vorhaben mit. Auch Großbritannien, das seine zugewiesene Sendezeit mit einer Reportage aus Schottland nutzte – und einer Schaltung in die Londoner Abbey Road, wo die Beatles im Studio 1 das von John Lennon eigens für diesen Anlass komponierte „All You Need Is Love“ präsentierten. Zwischen 400 und 700 Millionen Zuschauer in 31 Ländern konnten live verfolgen, wie die Beatles und ein 13-köpfiges Orchester ihre Liebesbotschaft in die Welt trugen, umringt von einem handverlesenen Szenepublikum. Mick Jagger etwa war dabei, Marianne Faithfull, Keith Moon und Eric Clapton. Die Marseillaise, Johann Sebastian Bach und Glenn Miller wurden zitiert, und am Ende regnete es Konfetti und alle sangen mit. Die perfekte Hippie-Idylle. Musikalisch betrachtet, war und ist „All You Need Is Love“ sicherlich kein ganz großer Song, doch als Botschaft an die Welt, als Hymne auf die idealistische, von Utopien durchdrungene Sichtweise der Gegenkultur jener Jahre funktionierte er bestens. Der im Web kursierende Video-Mitschnitt stammt aus der Beatles-Werkschau „Anthology“ und wurde nachträglich koloriert. Das Original war natürlich schwarzweiß.