„The Art of the Brick: Eine Lego-Kunst-Ausstellung“: Top oder Flop?
„The Art of the Brick: Eine Lego-Kunst-Ausstellung“ zeigt die sehenswerten Kreationen von Nathan Sawaya
Der erste Impuls: einen Permanentmarker zücken und allen Figuren einen typischen Lego-Smiley malen. Zwei Augenpunkte, die hochgezogenen Mundwinkel, und die Nase weglassen. Wir kennen Lego eigentlich nur so. Die etwas älteren Lego-Fans kaufen vielleicht noch Eiffelturm und Kapitol. Also Sets ohne charakteristische (Kinder-)Figuren.
Aber die Macht von Lego zeigt sich seit vielen Jahren vor allem im Lizenzbereich von Kino-Blockbustern. „Star Wars“, „Harry Potter“ und „Marvel“. All die kleinen Action-Männchen.
Dabei lässt sich mit den Klemmbausteinen viel mehr anstellen. Daran erinnert „The Art of the Brick: Eine Lego-Kunst-Ausstellung“, die am 08. Oktober 2024 im Cank in Berlin-Neukölln seine Pforten öffnet. Der Bildende Künstler Nathan Sawaya zeigt seine wohl bekanntesten Ausstellungsstücke. Der 53-jährige ehemalige Rechtsanwalt arbeitete als Designer nur kurzzeitig für Lego, wird aufgrund seiner Skulpturen und Mosaike aber vom Konzern als „Lego-Meisterbauer“ und „Lego Certified Professional“ geführt. Zuletzt tingelte Sawaya durch die Shows von Letterman bis Colbert.
Etwas unglücklich daher die Bewerbung und Katalogbegleitung seiner Exponate in Deutschland. Die Ausstellung verzichtet, abgesehen von Sawayas klein gehaltener, handschriftlicher Signatur über dem Ausstellungstitel, auf die Nennung seines Namens.
Fünf Meter langer T.Rex
Nun, die Ausstellungsstücke sprechen auch für sich. Es sind beeindruckende Exponate darunter. Etwa Sawayas bekanntestes, der fünf Meter lange Tyrannosaurus Rex, die Venus von Milano, oder, als Mosaik, das „Mädchen mit den Perlenohrring“.
Die Anzahl der Steine – auf Info-Plaketten bis auf den Stein exakt gelistet – geht bei den Bauten oft in die Tausende, was jedem, der schon mal ein Lego-Set aufgebaut hat, eine ungefähre Idee vom Arbeitsaufwand vermittelt, den sich der Klemmbaustein-Impressario aus Amiland regelmäßig stellt.
Seine zweidimensionalen Mosaike, etwa von Andy Warhol oder Jimi Hendrix, kommen der Pop-Art recht nahe, erscheinen weniger wie Lego als wie verwaschene, gedruckte Formen.
Die dreidimensionalen Bildnisse sind noch etwas interessanter als die zweidimensionalen. Hier spielt Nathan Sawaya seine große Kunst noch etwas besser aus.
„Der Schrei“ sieht so lustig aus, dass man sich fragen darf, ob ein heutiger Munch nicht gleich in die Spielzeugkiste statt zum Pinsel gegriffen hätte.
„Ich kann die Formen genau richtig hinbekommen, die Kurve eines Arms, den Buckel eines Rückens“, notierte Sawaya auf den Hinweisschildern. „Aber die Steine brechen die Linien wunderbar auf, verpixeln die Form und geben ihr eine zusätzliche Dimension.“
Es ist aber nicht allein der Wechsel von der Zwei- zur Dreidimensionalität, die den Reiz dieser Rekonstruktionen ausmacht. Ein „Uncanny Valley“-Effekt, die Abstraktion durch Kanten, macht aus diesen Gebilden tatsächlich neue Kunst.
„The Art of the Brick: Eine Lego-Kunst-Ausstellung“
Montag /Mittwoch /Donnerstag /Freitag: 10 Uhr – 18:30 Uhr, Samstags: 9 Uhr-19:30 Uhr, Sonntags: 9.00-18.30 Uhr. CANK, 2. Etage Karl-Marx-Straße 95 (Ecke Anzengruberstraße), 12043, Berlin.