The Arkells: Motivationstraining im Motown
Ein wenig Springsteen, etwas Stevie Wonder, dazu The Clash – im Berliner Magnet Club huldigen The Arkells den Vorbildern. Für den endgültigen Aufstieg fehlt es allerdings noch an zwingenden Pathos-Hymnen.
Sklavische Szenen-Trennung ist so Neunziger. So stoßen die wohl aus wirtschaftlichen und logistischen Überlegungen heute Abend kurzerhand zusammengelegten Auftritte der britischen Computers und der Arkells aus Kanada (samt ihrer beiden Vorbands) im Publikumsgemisch scheinbar keinem übel auf.
Stilistisch liegen allerdings Welten zwischen dem berechenbar Hives-haften, aber effektvollen Garagen Rock und Soul der Computers und dem nach Springsteen schielenden Sound der Arkells. Mit der stimmungsvollen, wenn auch etwas schwachbrüstigen Halbballade „Coffee“ vom aktuellen Album „Michigan Left“ zu eröffnen, ist nach dem Veitstanz, den die Computers soeben noch veranstaltet haben, gewagt. Atmosphärisches Umdenken ist gefragt und braucht seine Weile, auch wenn Arkells-Sänger Max Kerman und Keyboarder Anthony Carone von Anfang an beherzten Körpereinsatz zeigen. Dann wird das Bühnenlicht gedämpft, dämmert die Synthesizer-Orgel und gerät das auf dem Debüt-Album „Jackson Square“ noch verhalten intonierte „Oh, the Boss Is Coming!“ live zum ersten magischen Moment mit unaufgeforderten Mitklatschern und Ausrufezeichen.
Ausgelassenheit und noch mehr Nahbarkeit macht sich breit, als Kerman zu „Where U Goin“ ein junges Mädchen namens Nicole auf die Bühne bittet. Für fünf Tanzminuten ist Kerman der Boss, Nicole Courteney Cox und der Magnet Club das Videoset von „Dancing In The Dark“. Es bleibt nicht bei einer Heldenverbeugung. Der Punkrocker „Pullin‘ Punches“ kommt nicht ohne das abgeschmackte „Blitzkrieg Bop“-Aufbruchs-Mantra und eine Danksagung an das Berliner Ramones-Museum aus. Und „No Champagne Socialist“ mit seinem wunderbaren Harmonika-Motiv verschmilzt in seiner Bühnenfassung tatsächlich blendend mit Neil Youngs „Ohio“.
Wahres Wurzelbewusstsein haben sich die Arkells allerdings für den Zugabenblock aufgespart. Für das aufbrausende Stevie Wonder-Cover „Signed, Sealed, Delivered I’m Yours“ darf auch Computers-Shouter Al Kershaw zum furiosen Duett zurück auf die Bühne, bevor mit „Rock The Casbah“ The Clash (natürlich!) und dem finalen „Deadlines“ den Bandeigenen EP-Anfängen gedacht wird. Dass sie die richtigen Vorbilder und im Motown die richtige Motivation gefunden haben, haben die Arkells gezeigt.
Für den endgültigen Aufstieg zur anvisierten Gaslight-Anthem-Größe fehlt es allerdings noch an jenen wahrlich zwingenden Pathos-Hymnen, die das dritte Album nun liefern muss.