The 1975 werden nach Festival-Kuss auf Millionen-Summe verklagt
Matty Healys Protestkuss auf dem malaysischem Good Vibes Festival bringt The 1975 wegen Vertragsbruch vor Gericht.
Die britische Band The 1975, angeführt von Frontmann Matty Healy, wurde von den Veranstaltern des Good Vibes Festivals in Malaysia auf 2,4 Millionen US-Dollar verklagt. Der Grund ist ein Vorfall, bei dem Healy während eines Auftritts im Juli 2023 den Bassisten der Band Ross MacDonald auf der Bühne küsste. Dies geschah als Protest gegen die homophoben Gesetze Malaysias, die Homosexualität mit bis zu 20 Jahren Gefängnis bestrafen.
Festivalveranstalter fordert Schadensersatz
Die Klage, die vor dem High Court des Vereinigten Königreichs eingereicht wurde, bezieht sich auf die Entscheidung der malaysischen Regierung, das Festival nach dem Vorfall komplett abzubrechen. Diese Entscheidung führte zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Veranstalter Future Sound Asia, die nun Schadensersatz fordern.
In den eingereichten Gerichtsdokumenten behauptet Future Sound Asia, dass The 1975 bewusst gegen mehrere Verhaltensregeln verstoßen haben. Dazu gehörten unter anderem das Fluchen, Rauchen und Trinken auf der Bühne, das Ausziehen von Kleidung und das Sprechen über Politik und auch Religion.
Insbesondere das Küssen auf der Stage war ausdrücklich verboten. Trotz mehrfacher Erinnerungen an diese Regeln soll die Band bewusst eine andere Setlist gespielt und Healys provokative Rede sowie den Kuss mit MacDonald als Protest gegen die homophoben Gesetze Malaysias inszeniert haben.
Während des Auftritts prangerte Healy die Politik der malaysischen Regierung an und äußerte sich abfällig über das Land. Weiterhin erklärte er: „Ich nehme euer Geld, ihr könnt mich verbieten, aber ich habe die Schnauze voll.“
Nach dem abrupten Ende des Konzerts verkündete Healy: „In Ordnung, wir wurden gerade aus Kuala Lumpur verbannt. See you later.“ Kurz darauf sagte die Gruppe ihre geplanten Shows in Jakarta und Taipeh ab.
Die Lage der LGBTQ+-Gemeinschaft in Malaysia
Die Rechtslage für LGBTQ+-Personen in Malaysia ist sehr restriktiv. Das Strafgesetzbuch kriminalisiert sexuelle Handlungen zwischen Personen gleichen Geschlechts. Diese Bestimmung, die aus der britischen Kolonialzeit stammt, sieht Strafen von bis zu 20 Jahren Haft und Auspeitschung vor.
Nicht nur die Rechtslage, auch die Gesellschaft diskriminiert systematisch die LGBTQ+-Community. Beispielsweise werden Filme, die eine positive Darstellung von Homosexuellen oder Transgender-Personen bieten, zensiert. Der malaysische Premierminister Mahathir äußerte öffentlich, dass das Land „die LGBTQ+-Kultur nicht akzeptieren kann“. Auch die Ministerien für Gesundheit und Bildung betreiben Kampagnen zur „Vorbeugung, Überwindung und Korrektur“ von Homosexualität bei Kindern.
Matty Heally betrunken und aggressiv auf malaysischem Festival
In der Klage gegen die Band wird weiter behauptet, dass Healy sich „betrunken“ verhalten, Zigaretten geraucht, sich auf der Bühne übergeben und eine Drohnenkamera der Veranstalter beschädigt haben soll. Nach dem Knutscher forderten die Behörden The 1975 auf, den Auftritt abzubrechen, woraufhin Healy sich angeblich aggressiv verhielt.
Future Sound Asia hatte bereits im vergangenen Jahr über die Anwaltskanzlei Steven Thiru & Sudhar Partnership Schadenersatz gefordert und betont, dass die Band vertraglich verpflichtet war, alle lokalen Richtlinien und Vorschriften einzuhalten. Zusätzlich bereiten lokale Musiker:innen und Händler:innen eine Sammelklage vor, um entgangene Einnahmen geltend zu machen.
Die malaysische LGBTQ+-Community kritisierte The 1975 für ihren „performativen Aktivismus“, der die lokale Community und Musiker:innen schädigen könnte. Die Gruppe wurde nach dem Vorfall des Landes verwiesen und Healy berichtete später, er sei kurzzeitig inhaftiert gewesen. Er verteidigte den Kuss als integralen Bestandteil ihrer Bühnenshow und warnte vor einem gefährlichen Präzedenzfall, wenn Künstler:innen auf lokale kulturelle Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen müssten.
The 1975 nun vor Gericht wegen Vertragsverletzung
Future Sound Asia fordert nun die bereits genannten 2,4 Millionen US-Dollar Schadensersatz. Dabei beruft das Unternehmen sich auf eine schriftliche Vereinbarung. In dieser hatten sich die Briten verpflichtet, alle lokalen Richtlinien und Vorschriften zu befolgen. In der Klageschrift wird behauptet, dass die Band 2016 unter den gleichen Bedingungen auf dem Festival aufgetreten war und dass der Auftritt im letzten Jahr genehmigt wurde, nachdem The 1975 versprochen hatten, sich an die Regeln zu halten.
Der Vorfall und die darauf folgende Klage habe des Weiteren nicht nur finanzielle, sondern auch langfristige Auswirkungen auf den Ruf des Festivals und die Beziehungen zu internationalen Musiker:innen. Sollte die Gruppe dem Schadensersatzanspruch nicht nachkommen, drohen weitere rechtliche Schritte. The 1975 haben bislang nicht offiziell auf die Klage reagiert.