TEUFELS-DRUMMER
„Ich schlag dich Krankenhaus“, sagt Mr. Baker (sinngemäß) zu seinem Dokumentaristen Jay Bulger, weil dieser dem Super-Drummer soeben verraten hat, dass er für seinen Film „Beware Of Mr. Baker“ auch ein paar von Bakers Zeitgenossen interviewen möchte. Und dann haut der Musiker dem Filmemacher mit seiner Krücke auf die Nase, so dass sie blutet. Obacht also, wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um, und Ginger Baker mag, auf dem Fernsehsessel seines Hauses in Südafrika hingestreckt, vielleicht aussehen wie ein zerbrechlicher 74-jähriger Opa mit Spasmen im mageren Körper. In Wirklichkeit ist er der Teufel auf zwei Beinen. Wenn man so lange so hervorragendes Timing auf dem Drumset bewiesen hat (laut Bakers Aussage sein größtes Kapital), dann kann man auch im hohen Alter noch ordentlich zuhauen.
Über viele Monate muss Bulger dem Ex-Creamund Ex-Blind-Faith-Schlagzeuger auf den Fersen gewesen sein, um dessen „irres und psychopathisches“ (O-Ton Eric Clapton) Verhalten zu dokumentieren. Er hat tatsächlich alle, die der rothaarige Londoner je beleidigt/mit denen er je gespielt hat, meistens beides, vor die Kamera bekommen: Charlie Watts, Jack Bruce (der allen Grund hätte, seinen ehemaligen Bandkollegen von einem Musikmobsterkommando erschießen zu lassen ob des nicht enden wollenden Kränkungsflusses, dem er zu Cream-Zeiten ausgesetzt war), oder seine erste Ehefrau mit drei gemeinsamen Kindern, derer sich Baker höchstens in den kurzen drogenfreien Phasen erinnert hat. Baker erzählt von seiner Kindheit ohne den im Krieg gefallenen Vater, der ihm in einem Brief riet, seine Fäuste zu benutzen, „weil das deine besten Freunde sind“; vom Rhythmus der fallenden Bomben, von Musik und den Jazz-Battles mit den Größen der Branche, von seiner Polo-Leidenschaft, Groupie-Exzessen und davon, dass ihn immer alle nur ausgenommen haben. Bulger hat Originalbilder und O-Töne, den Rest füllt er mit psychedelischem Zeichentrick. Ex-God Clapton wirkt übrigens am wenigsten irre in diesem wunderbaren und umfassenden Dokument des Wahnsinns. Aber der ist wahrscheinlich einfach nur übertherapiert.