Deshalb gucken wir auch dieses Jahr „Tatsächlich …Liebe“
Das Klischeebüffet der Weihnachtsromanze richtet sich ans große Publikum. Kritik überflüssig?
Natürlich ist „Tatsächlich … Liebe“ schon längst ein Klassiker der Romantic Comedy und des Weihnachtsfilms. Richard Curtis erfand nicht nur eine Geschichte, die mit ihren radikal unterschiedlichen Figuren so ziemlich jedes Publikum abholt (Billy Mack, „Love Is All Around“) und tatsächlich überraschend komplex inszeniert ist, sondern bekam auch ein nahezu unfassbares Arsenal an großen Schauspielern zur Verfügung (allein die Kombination Emma Thompson und Alan Rickman…).
Fast jede Castingbesetzung (nun ja, bis auf Heike Makatsch vielleicht) erwies sich als Volltreffer. Jeder dürfte seine Lieblingsszene haben („Sie wissen ja… als Prime-Minister könnte ich ihn einfach ermorden lassen“), jeder erwählt ein anderes Paar, mit dem sie oder er am intensivsten identifiziert (John und Judy!?). Und dann sind da auch noch all die unerwarteten Gastauftritte (Claudia Schiffer).
Vom geschmeidigen, vielleicht etwas zu kalkulierten Soundtrack ist da noch gar nicht gesprochen. Kurzum: „Tatsächlich…Liebe“ ist ein Film fürs Internetzeitalter, in dem Amor zwar seltsame Wege geht, um sein Ziel zu erreichen, gleichwohl aber auch erschreckend konservative Werte dominieren. Die Weihnachtszeit benebelt eben auch etwas. Es ist wie mit Eierpunsch, bei klarem Verstand würde man so etwas ja auch nicht trinken.
„Tatsächlich…Liebe“ und Diversität?
Kritiker empfanden die Häufung von Hals-über-Kopf-Momenten schon immer als unrealistisch: Kann es tatsächlich Liebe sein, wenn man sich in Menschen verliebt, die man kaum kennt? Nun, es handelt sich dann doch immer noch um einen Kinofilm. Schwerer wiegt da wohl die feministische Kritik, dass Frauen hier nur im Zusammenhang mit ihrem Schmachten für Männer zu Wort kommen und auch ansonsten wenig zu sagen haben. Diversität wird hier natürlich ebenfalls noch nicht groß geschrieben. 2003 wurden einfach andere Dinge diskutiert. Fast alle Beteiligten erwähnen deshalb in Reunion-Interviews, dass man den Film wohl heute völlig anders drehen würde.
Trotz allem zeigt sich der Fankreis von „Tatsächlich…Liebe“ merklich unbeeindruckt von solchen Einwürfen der Kritikerzunft. Jahr für Jahr taucht der Film ganz vorn in den Streaming-Charts auf. Er ist für viele offenbar der ideale Einstieg zur Vorfreude auf die besinnlichen Tage geworden.