„Once Upon A Time … In Pedowood“: Unbekannte überkleben Tarantino-Poster mit Polanski- und Epsteinfotos
In Los Angeles erlaubte sich jemand einen kritischen Scherz mit einem Filmposter des neuen Tarantino Films. Statt Brad Pitt und Leonardo DiCaprio waren Jeffrey Epstein und Roman Polanski, beide wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt, auf der riesigen Reklamewand zu sehen.
Makabre Idee für einen zweiten Teil von Quentin Tarantinos neuem Film „Once Upon A Time…In Hollywood“: Unbekannte überklebten am Freitag (26. Juli 2019) in Los Angeles eine große Werbetafel, auf dem die beiden Protagonisten Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) und Cliff Booth (Brad Pitt) zu sehen waren.
Auch der Titel wurde von den Unbekannten verfälscht: Aus „Once Upon A Time … In Hollywood“ wurde „Once Upon A Time … In Pedowood“. Groß prangten dazu die Gesichter von Roman Polanski und Jeffrey Epstein auf dem Billboard.
AmazonEpstein befindet sich zur Zeit in einem Bundesgefängnis in Manhattan. Der Milliardär soll in den frühen 2000er Jahren mehrere minderjährige Mädchen vergewaltigt und Sexhandel betrieben haben. Der Regisseur Roman Polanski („The Pianist“, „Chinatown“) verließ 1978 die Vereinigten Staaten und lebt seitdem in Europa, um eine Verurteilung zu umgehen. Er soll vor 40 Jahren eine 13-Jährige missbraucht haben.
Das Plakat, das auf die schrecklichen Verbrechen und die ungleichen Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern in Hollywood und der Filmbranche aufmerksam machen soll, wurde entfernt. Die Bilder finden Sie jedoch noch hier.
In jedem seiner zehn bisherigen Spielfilme sind sie ein fester Bestandteil der Handlung: Schusswaffen. Nun hat Quentin Tarantino im „Club Random Podcast“ des US-amerikanischen Stand-up-Comedians Bill Maher mitgeteilt, dass er trotz bekannter Risiken weiter auf echte Pistolen mit Platzpatronen in seinen Filmen setzen möchte.
Aus Faszination zum Medium
Während Maher infrage stellt, ob beim Auslösen von Waffen Platzpatronen losgehen müssten, verteidigt Tarantino vehement die Herangehensweise. Als der Comedian fragt, ob man die notwendigen Effekte nicht nachträglich digital hinzufügen könne, entgegnet der Autorenfilmer: „Nun ja, ich schätze, ich kann Pornofilmen digitale Erektionen hinzufügen, aber wer will sich das schon ansehen?“
Er hält daran fest, dass beim Betätigen des Abzugs das entstehende Mündungsfeuer („orange fire“) auf Kamera festgehalten werden müsse. Es sei nicht nur eine spannende Herausforderung als Filmemacher, das für Millisekunden auftauchende Licht einzufangen, sondern habe auch einen Effekt auf die Zuschauer:innen. Mit den gleichen Mitteln hätten bereits Hongkong-Actionfilme der 80er-Jahre die auf Leinwand gebannte, rohe Gewalt perfektioniert: „Es war, als wären Filme befreit worden.“
Hier findet ihr den Podcast mit Tarantino auf YouTube:
Todesfall am „Rust“-Set löst Diskussion aus
Die Debatte begann, nachdem Maher den tragischen Unfall rund um Alec Baldwin während der 2021 stattfindenden Dreharbeiten zum Western „Rust“ angesprochen hatte. Am Set in der Nähe von Santa Fe löste der Schauspieler mit einer geladenen Waffe einen Schuss aus, tötete dabei Kamerafrau Halyna Hutchins und verletzte Regisseur Joel Souza.
Erst kürzlich stellte der Bundesstaat New Mexico das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen ihn ein. Einige Monate zuvor war die Waffenmeisterin der Produktion, Hannah Gutierrez-Reed, zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Sie habe anstatt Platzpatronen scharfe Munition in die Waffe geladen, ohne diese vorher zu überprüfen.
Risiken gehörten zum Filmemachen dazu?
So wie der ebenfalls durch eine Schusswaffe herbeigeführte Tod von Brandon Lee am Set des Films „The Crow“ (1994) sind diese Art von Unfällen beim Filmdreh für Tarantino ein kalkulierbares Risiko: „Für so viele Waffen, die wir in Filmen abgefeuert haben, gibt es nur zwei Beispiele, bei denen Menschen am Set durch ein Missgeschick mit einer Waffe erschossen wurden. Das ist ein verdammt guter Rekord.“
Der Regisseur von „Pulp Fiction“ (1994), „Inglourious Basterds“ (2009) und „Once Upon A Time in Hollywood“ (2019) glaubt, dass Ereignisse wie beim Dreh von „Rust“ das Potenzial hätten, „die Branche zu untergraben“. Deswegen müsse man als Crew bei riskanten Szenen umso mehr die nötige Entschlossenheit zeigen: „Das Letzte, was du willst, sind nervöse Menschen. Du willst, dass die Leute sich darauf einlassen. Wir sitzen alle im selben Boot, und wir werden diese aufregende Sache auf Film bannen.“