Tanz den Electric Boogie!
Durch einen Song von Michael Jackson wurde Schauspieler Moritz Bleibtreu zum B-Boy. Foto von Nicolas Kantor
Mit 14, 15 habe ich mich zum ersten Mal in die Hamburger Clubs geschlichen. Da gab es einen, der hieß Offline. Da lief eines Nachts „Don’t Stop Til You Get Enough“ von Michael Jackson. Ich hatte seinen Namen schon mal gehört, doch ich hatte überhaupt keinen Bezug dazu. Aber der Song war so gut, dass ich gleich in den Laden bin und nach der Platte gefragt habe. Da hat der Typ hinterm Tresen mir das Ding in die Hand gedrückt. Michael sah irgendwie süß aus auf dem Cover – man denkt in so einem Moment ja nicht die Größe des Künstlers mit. Aber dann habe ich gemerkt, dass mir nicht nur „Don’t Stop Til You Get Enough“ gefällt, sondern der ganze Rest des Albums auch. Bis dahin hatte ich mich noch gar nicht für Soul interessiert. In meiner frühen Jugend war ich Hard-Rock-Fan – so richtig mit Jeans-Kutte und einem Kreuz mit „R.I.P. Bon Scott“ auf dem Rücken. Das ist dann mit einem Schlag gekippt. Auf einmal waren Soul und Funk wichtig. Das war wiederum die Grundlage für Hip-Hop. Und als ich die erste Kurtis-Blow-Platte gehört habe, habe ich dann gesagt, das ist meine Musik, und habe mit Breakdance angefangen. Und auch da war Michael Jackson wichtig. Der Mann war bis zum Ende der König des Electric Boogie! Es gibt niemanden, der sich in meiner Erinnerung so als Tänzer eingeprägt hat – mit Ausnahme von Fred Astaire und Gene Kelly vielleicht – wie er. Ich habe das große Glück gehabt, die „Bad“-Tour zu sehen – mit was für einer atemberaubenden Geschwindigkeit er da getanzt hat! Zweieinhalb Stunden lang! Ohne dass sein Gesang darunter litt! Das hat mich umgehauen. Da sah er zwar schon sehr komisch aus, aber das war groß! Aufgezeichnet von Maik brüggemeyer