Tanita Tikaram: Mit neuem Album „Can’t Go Back“ geht’s nach vorn
Ein einziger Song hallt ihr ewig nach. Dabei ist Tanita Tikaram heute, 24 Jahre später, längst woanders. Ihr neues Album gibt es seit gestern. Jörn Schlüter sprach für uns mit der Künstlerin über Identitätsfindung und ihren neuen Stil. Dazu gibt's hier ihr Video zu "Dust On My Shoes".
Natürlich ist man etwas überrascht, dass Tanita Tikaram ein neues Album gemacht hat. Sie ist für immer der Teenager, der 1988 ein Lied namens „Twist In My Sobriety“ raunte und die kühle Sinnlichkeit des Jahrzehnts trefflich vertonte, danach wurde es trotz diverser Veröffentlichungen still um sie. „Ich hatte nicht vor, eine Musikerin zu werden, aber dann war ich eine. Wenn man so früh berühmt wird, nimmt man eine Unsicherheit mit, ob man eigentlich tut, was man wirklich will und ob die Dinge auch hätten anders laufen können. Aber ich habe mich daran gewöhnt, eine Sängerin zu sein.“
Das neue Werk „Can’t Go Back“ ist Tikarams Versuch, noch einmal kreativ alles nach vorn zu werfen. Nicht des Ruhmes wegen – nach dem scheint die Britin nicht mehr zu haschen. Vielmehr hat sie sich mit amerikanischen Musikern zusammengetan, um eine interessante Platte zu machen.
Produzent Paul Bryan fiel ihr zum ersten Mal auf, als er vor einigen Jahren mit Aimee Mann ein herausragendes Album produzierte. In L.A. saßen lauter gute Musiker nah beieinander, die Bryans Einladung ins Studio gern annahmen: Schlagzeuger Jay Bellerose (Robert Plant), Keyboarder Keefus Ciancia (B. B. King, T. Bone Burnett), Joe Henry kam immerhin zum Tee. „Ich hatte diese romantische Idee von einem amerikanischen Sound im Kopf, der sich mit englischer Schrulligkeit mischt“, erklärt Tikaram, „aber sie machten es ganz anders und rückten meine Vorstellung zurecht. Die Aufnahmen sind noch viel besser geworden, als ich dachte – es fühlt sich an, als wäre ich während der Arbeit dort endlich in meine Stimme hineingewachsen.“
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Selbst Tikarams traurige Lieder über Verlust haben auf „Can’t Go Back“ etwas Tröstliches. „Es geht darum, die eigene Identität gefunden zu haben“, sagt die 42-Jährige, „man muss sich von den Meinungen der anderen frei machen.“ Insbesondere von denen, die immer nur an „Twist In My Sobriety“ denken.