Talking-Heads-Drummer Chris Frántz regt sich über Passage in Bob Dylans Buch auf: „Suck a Dick“
Auch Joe Satriani wundert sich über eine Nennung in Dylans „Die Philosophie des modernen Songs“.
Bob Dylan hat gerade sein neues Buch „Die Philosophie des modernen Songs“ herausgebracht. In 60 Essays beschäftigt er sich darin mit Songs seiner musikalischen Zeitgenossen. Aber nicht alle fühlen sich geschmeichelt. Besonders deutlich äußerte sich Chris Frántz, Schlagzeuger der Talking Heads – dabei wurden weder er noch seine Band überhaupt von Dylan erwähnt.
„Ich liebe Bob Dylans neues Buch […], aber ich habe ein kleines Problem damit“, schrieb Frántz auf Facebook. Der Satz, an dem er sich stieß, lautet: „Elvis Costello and the Attractions waren eine bessere Band als alle anderen zu ihrer Zeit. Lichtjahre besser.“ Als Zeitgenosse fühlte sich Frántz anscheinend übergangen: „Bei allem Respekt für die Attractions und im Besonderen für Schlagzeuger Pete Thomas, würde ich zu Bob gerne etwas sagen, was er einmal einem Kumpel von mir gesagt hat“, schrieb er weiter. „‚Lutsch einen Schwanz.‘“
„Als ich das las, dachte ich nur, Mein Gott, Bob“, sagte Frántz dem US-ROLLING STIONE. „Ich verstehe, dass du Elvis Costello magst, aber musstest du es auf diese Art formulieren?“ Seinen Kommentar erklärte er auch mit einer alten Anekdote: In den Achtzigern habe ein Freund von ihm versucht, Dylan nach einem Konzert ein Kompliment zu geben, aber der habe ihn brüsk abserviert und gesagt: „Kenne ich dich? Nein, ich kenne dich nicht. Lutsch einen Schwanz.“
„Ich versuche nicht, die Heads und die anderen Bands dieser Ära gegeneinander auszuspielen. Es gab damals so viele gute Bands“, gab sich Frántz diplomatischer. „Aber ich würde Bob sagen, ‚Wie kannst du so eine pauschale Generalisierung machen?‘. Ich finde, es ist ein sehr gutes Buch – trotz dieses einen Kapitels.“
Hier kann man bei uns exklusiv ein Kapitel aus Bob Dylans neuem Buch lesen.
„Mit jemand wie Joe Satriani würde das nicht funktionieren“
Auch andere Nennungen in Dylans Buch sind nicht immer nett formuliert. Im Kapitel zum Hank-Williams-Song „Your Cheatin’ Heart“ schreibt er etwa: „Wenn Hank diesen Song singen und jemand wie Joe Satriani mit Licks darauf antworten würde, so wie man das im Blues macht, dann würde das einfach nicht funktionieren, und der tolle Song wäre hinüber.“
Der US-ROLLING-STONE machte Satriani auf die Passage aufmerksam. „Bob Dylan kennt meinen Namen?”, antwortete der und fühlte sich anscheinend auch geschmeichelt. Er fügte aber hinzu: „Ich glaube, der großartige Hank Williams und ich hätten die Sachen klären und zusammen großartige Musik machen können.“
Lob hatte Dylan dagegen unter anderem für US-Sänger Perry Como übrig. Im Kapitel zum Jazzstandard „Without a Song“ schreibt er zu Como: „Wenn er aufstand und sang, gehörte ihm der Song, und er teilte ihn mit anderen, wir haben ihm jedes einzelne Wort geglaubt“. Comos Tochter Terri Como Thibadeau freute sich über die Lorbeeren für ihren Vater, als sie davon erfuhr: „Es ist wunderbar, dass Bob Dylan an Perry Como als den hingebungsvollen Musiker, der er war, erinnert hat“, sagte sie. „Wow, Bob Dylan! Danke.“