Tago Mago – Can
Schon ein bisschen schade, dass Can damals noch nicht wissen konnten, dass ihr Doppelalbum eines Tages mal auf nur einer CD erscheinen würde. Das so hoch gelobte wie schlecht verkaufte Werk nämlich teilt sich in vier moderate und drei angriffslustige Titel, damals durch doppelte Pappe getrennt. Die stets irgendwie hypnotisch anmutende Uhrwerk-Trommelei Jaki Liebezeits definiert Teil eins von „Tago Mago“ als fast schon tanzflächentaugliche Redundanz, deren letztes Stück „Halleluhwah“ beinahe so klingt, als hätten sich The Meters samt Groove in ein Parallel-Universum verirrt. Die finalen drei Tracks hingegen zerschießen das gerade Gehörte zum Rohmaterial einer bis dato ungehörten Musik. Ein unbeschreibliches Fiepen, Flirren, Greinen, das sich in kellertiefen Bässen verliert; beim ersten Hören irgendwie unhörbar, nach dem dritten Hören irgendwie unverzichtbar. So weit sind Ash Ra Tempel, die frühen Tangerine Dream oder die Kosmischen Kuriere nie gegangen, weil sie sich vor der Auflösung ihrer Musik in ein geheimnisvolles Nichts wohl gefürchtet haben. Can haben sich getraut – und ein bis heute schwer deutbares Alles geschaffen. Ohne Platten wie „Tago Mago“ wäre der Krautrock eine liebenswerte Schnurre geblieben.