Sven Regener über den Echo-Skandal: „Man ist Campino zu Recht dankbar“

In einem Interview erklärt Sven Regener, warum er den Echo-Abend frühzeitig verließ, kritisiert die Battle-Rapper Kollegah und Farid Bang – und verteidigt Campino

In einem Interview hat Sven Regener die Echo-Verleihung hart kritisiert. „Die Angelegenheit mit Kollegah und Farid Bang hat den Echo komplett ruiniert“, sagt der Element-of-Crime-Sänger, der die Gala vergangenen Donnrstag vorzeitig verlassen hatte. „Da kann man über Regularien reden und über Verkaufszahlen und was weiß ich, aber eins muss doch klar sein: dass man so einen Preis nicht an Leute vergibt, die frauenfeindliche, schwulenfeindliche, antisemitische Sachen rappen.“

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Im Gespräch mit der „Zeit“ verteidigt Regener auch den Auftritt Campinos. Der Frontmann der Toten Hosen hatte die Rapper Kollegah und Farid Bang, die für Zeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ in der Kritik stehen, bei seiner Dankesrede auf der Bühne angegangen. Campino sagte, dass mit den Texten der beiden („Jung, brutal, gutaussehend 3“) eine Grenze überschritten worden sei. Regener springt dem Kollegen zur Seite: „Ich finde es gut, dass Campino sich dazu geäußert hat, er hat ja auch alles Nötige dazu gesagt (…). Letztendlich hat er für fast alle gesprochen, und man ist ihm zu Recht dankbar dafür.“

Sven Regener

Sven Regener verweist in dem Interview auch darauf, dass man die Käufer der Musik Farid Bangs und Kollegahs nicht vorverurteilen dürfe und versuchen müsse, die zwei Musiker auszuhalten („Das ist wie mit der Sächsischen Schweiz, wo 35 Prozent der Leute rechtsextrem wählen. Deswegen kann man die Sächsische Schweiz auch nicht abschaffen“).

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Allerdings kritisiert Regener die Bertelsmann Music Group (BMG), die Kollegah und Farid Bang bewerbe. „Man schlägt lieber den Sack als den Esel. Wenn man irgendwo ansetzen muss, dann bei den Leuten im Hintergrund, die das verantworten und aus Profitinteresse pushen. Bei den Bertelsmann-Managern.“ Auch YouTube habe enormen Anteil am Erfolg von Kollegah und Farid Bang, sagt der Musiker.

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Regener sagt, dass die Songs der Rapper noch kein Mainstream seien, dazu sei die Anzahl der Fans nicht groß genug. Jedoch befürchtet er, dass deren politische Haltung als Mainstream bezeichnet werden könnte: „Wenn Bertelsmann solche Musik verkauft und der Fernsehsender Vox sie ins Abendprogramm hievt, dann heißt das: Was in dieser Musik ausgesagt wird, das ist normal, das ist harmlos. Frauenhass und Antisemitismus: Das ist normal. Dass dieser Eindruck auf diese Weise durchgesetzt wird: Das ist das Problem.“

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