Suzanne Vega Close-Up, Vol. 1, Love Songs
Vor 25 Jahren veröffentlichte Suzanne Vega ihr Debüt. Ist es das Jubiläum, das die eigentlich unsentimentale Song-Poetin nun zurückblicken lässt? Vier CDs werden in den nächsten ein, zwei Jahren erscheinen, auf denen Vega ihre Lieder thematisch geordnet und in reduziertem Gewand präsentiert. Die Tournee läuft schon, später folgen Auftritte beim wiederbelebten Lilith-Fair-Festival. Das hat Suzanne Vega einst eröffnet, quasi als Übermutter der modernen weiblichen Songschreiberin. Vega muss sich etwas einfallen lassen – das vor drei Jahren erschienene Comeback-Album „Beauty & Crime“ war gelungen, doch der Erfolg hätte größer sein müssen. Verständlich, dass sie sich mithilfe ihrer alten Lieder ins Gespräch bringen will.
Zuerst also die Liebeslieder. Vega macht ihre Geliebten noch mal zum Filmstar („(If You Were) In My Movie“, hier ein stoischer New-York-Rock wie von Lou Reed), ist wieder das kleine blaue Ding, wie eine Murmel oder ein Auge („Small Blue Thing“) und ergibt sich einmal mehr in stiller Bewunderung („Gypsy“). „Marlene On The Wall“ ist auch im Repertoire, Vega singt zu zwei Gitarren und Bass, man hört den tollen Wechsel der Akkorde etwas deutlicher.
Dass Vega noch genauso singt wie vor 20 Jahren, wussten wir schon. Auch bekannt ist, dass diese Lieder lyrisch und musikalisch unteilbare Einheiten sind. Nichts Neues also. Allerdings führt das Weglassen der synthetischen 80er-Jahre-Produktion zu mehr Trennschärfe, etwa bei besagtem „Small Blue Thing“ oder „Some Journey“, die auf dem Debüt im Hall verschwanden.
Dass man Vegas Lieder nun klarer erkennen kann, ist der Mehrwert dieses Albums. Das passt doch ganz gut; auch in der Lyrik geht es Vega stets um die Reduktion auf das Wesentliche. (Cooking Vinyl)
Jörn Schlüter