Supper’s Ready – Genesis
Verschrobener ging’s nimmer, verstiegener ebenfalls nicht. Was Genesis, fünf junge Männer aus gutem Hause, die sich in einer nahe London gelegenen Privatschule kennengelernt hatten, ab 1968 zusammenbrauten, sollte dem da noch gar nicht erfundenen Art Rock die Krone aufsetzen. Das ganz eigene Universum ihres Masterminds Peter Gabriel nährte sich gleichermaßen aus Tolkiens Sagenwelt wie auch den Science-Fiction-Phantasien eines Arthur C. Clarke, bevölkert war es von skurrilen Figuren wahrhaft Dickensschen Formats. Auf hittaugliche Drei-Minuten-Singles hatte es die Band zudem schon bald nicht mehr abgesehen. Das epische „Supper’s Ready“ vom vierten Genesis-Album, 23 Minuten lang und sonatenhaft aufgebaut, bildete in dieser klassischen Phase der Band das Kernstück ihres Schaffens. Hier ist alles vorhanden: pastorale Keyboardpassagen, lyrische Folkmomente, rabiate Rockattacken im 9/8-Takt, filigrane Gitarrenkunst und ein majestätisches Finale Furioso. „Supper’s Ready“, textlich eine wilde Montage aus banalen Alltagsgeschichten und mythologischer Poesie, wurde schnell zum gefeierten Showcase bei den zu theatralischen Spektakeln entwickelten Konzerten der Band. Very british, und ganz großes Rock-Kino sowieso. Foxtrot (1972)