Superweiber

Sexy, tough und neu: Drei Engel für Charlie

Die beste Pointe gibt es gleich am Anfang. LL Cool J schlendert da durch ein Flugzeug, setzt sich in die erste Reihe und meint zu seinem Nachbarn, in Hollywood hätten die ja schon wieder eine TV-Serie verfilmt. Beiläufig blickt er auf den Bordfernseher, wo gerade „T. J. Hooker – The Movie“ beginnt.

Ein kurzer, selbstironischer Seitenhieb für Eingeweihte. Unter dem Arbeitstitel „Charlie’s Angels – The Movie“ wurde nämlich lange die Kinoversion jener Krimiserie geführt, die hier zu Lande als „Drei Engel für Charlie“ bekannt ist. 40,5 Millionen Dollar hat die Vferfilmung mit Drew Barrymore, Cameron Diaz und Lucy Liu nun am Startwochenende eingespielt – ein Rekordergebnis in der oft umsatzschwachen US-Herbstsaison, das so ein Sequel bereits finanziert haben dürfte.

Aber auch sonst ist kein Ende abzusehen. Das Revival der 70er und späten 60er Jahre, vom Kino ohnehin erst Jahre später aufgegriffen als in der Popkultur, setzt sich zur Zeit in Remakes von „Shaft“ und dem britischen Krimi „Get Carter“ fort. Mit den Schlagworten „Klassiker“ oder „Kult-Serie“ lässt sich Kasse machen. Denn trotz der gefloppten Kino-Adaption von „The Avengers“ aka „Mit Schirm, Charme und Melone“ lassen Erfolge wie „Auf der Flucht“ oder „Mission: Impossible“ und „M:I 2“ reichlich Platz für Phantasien. Zu den Proll-Cops „Starsky & Hutch“ sollen längst Drehbücher kursieren. Und für „Die Straßen von San Francisco“ könnte Michael Douglas ja die Rolle von Karl Maiden spielen.

Reißbrettartig, kalkuliert und aufgemotzt mit Spezialeffekten, lassen sich auf Neuauflagen nur selten Aura und Instinkt übertragen, durch die eine Serie erfolgreich wurde und über Jahrzehnte im Gedächtnis bleibt. Als „Drei Engel für Charlie“, produziert von dem heutigen TV-Tycoon Aaron Spelling („Beverly Hills 90210“) mit Farah Fawcett, Kate Jackson und Jaclyn Smith 1976 in den USA anlief, galten sie bald als feministische Ikonen. Andere wiederum schwärmten von der Serie als jiggle show, für die das Detektiv-Trio oft undercover im schmutzigsten Gewerbe ermitteln musste – ein sadomasochistischer Subtext, bei dem im chauvinistischen Sinne gerade auch sexy war, dass die Engel mit Pistolen eher ungelenk, ja unschuldig hantierten.

Waffen, immer schon auch Phallussymbole, rühren die Heroinen diesmal nicht an. „Es ist so feige, Menschen mit einem Fingerdruck zu töten“, so Drew Barrymore, die auch als Produzentin fungiert. Statt dessen werden die Kerle mit Handkantenschlägen und Fußtritten weich geklopft. Die Kung-Fu-Akrobatik und Actionsequenzen wurden vom vorherigen Videoclip-Regisseurjoseph McGinty zwar perfekt inszeniert, aber bis hin zu den visuellen und technischen Tricks aus „Matrix“, „Mission: Impossible“ und „M:I 2“ geklaut.

Bei soviel babe power haben selbst die Waffen der Frauen nur eine paraodistische Note. Das Trio tritt als Geishas auf, mit bis zum Bauchnabel offenen Rennoveralls, in Dirndl und Lederhose wobei vor allem Cameron Diaz ausgiebig mit dem Hintern wackeln darf. Aber Anfassen ist nicht. Auch für die eigenen Männer bleibt so nur die Rolle als sensible, schusselige, schüchterne Weicheier übrig. Allein die Originalstimme von John Forsyth erklingt wieder väterlich aus einer altmodischen Sprechanlage.

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