Streamingdienste: rdio-Chef Drew Larner im Interview
Vor wenigen Tagen hat der Streaminganbieter rdio sein sogenanntes "Artist Program" gestartet. Jeder Künstler, der rdio einen neuen Kunden wirbt, bekommt 10 Dollar. Wir fragten bei rdio-Chef Drew Larner nach, was man sich davon verspricht.
Über das „Artist Programm“ von rdio wurde in den letzten Tag oft berichtet (zum Beispiel hier). Der Streamingdienst ist nämlich der erste seiner Art, der einen neuen Verdienstweg für Künstler eröffnet: Wer rdio einen neuen Abonnenten einbringt, erhält als direkte Zahlung 10 US-Dollar dafür. Eine Option, die gerade für Independent-Künstler interessant werden könnte. Aber auch etablierte Namen wie Snoop Dogg und die Scissor Sisters nehmen bereits an dem Programm teil.
Wir sprachen mit Drew Larner von rdio über das „Artist Program“. Larner steht der von den Skype-Gründern Niklas Zennström und Janus Friis ins Leben gerufenen Firma als CEO vor.
Was war die Intention, das „Artist Program“ zu starten?
Wir haben es konzipiert, um dem Gefühl entgegenzuwirken, dass viele Künstler zu haben scheinen: Nämlich, dass sie von Streaming-Diensten nicht soviel Geld bekommen, wie sie erwartet haben. Für mich geht es dabei nicht um Lizenzen, oder um die Beträge, die die Künstler von ihren Labels bekommen, für mich liegt diese Tatsache darin begründet, dass die Streaming-Dienste – gemessen an den Zahlen ihrer Abonnenten – noch verhältnismäßig klein sind. Wir sagen also unseren Künstlern: Helft uns, den Kundestamm zu vergrößern, und wir bezahlen euch für diese Hilfe. Dazu bekommen die Künstler von uns noch eine Vielzahl an Tracking- und Auswertungstools, mit denen sie Aufschlüsse über die Aktivitäten ihrer Fans gewinnen können. Am Ende ist es also einen Win-Win-Situation für alle Parteien: Für einen Dienst wie uns, für die Künstler und für die Fans, die so einen direkteren Zugang zu ihren Künstlern bekommen. Aber um das klarzustellen: Es geht nicht darum, sich zwischen Label, Künstler und Fan zu stellen. Wir möchten den Künstlern lediglich eine weitere Möglichkeit an die Hand geben, Geld zu verdienen.
Gerade das scheint ja für kleinere Künstler mit geringen Verkaufs- und Streamingzahlen immer schwieriger zu werden in den heutigen Zeiten. Glauben Sie, auch da kann das „Artist Programm“ helfen?
Auf jeden Fall. Denn gerade diese Künstler haben oft eine sehr lebhafte, sehr gut vernetzte Fanbase. Und wenn diese Künstler unseren Dienst bewerben und der Fan weiß, dass er damit nicht nur seinen Künster unterstützt, sondern zudem noch unser komplettes Streamingangebot und unsere Tools nutzen kann – dann sind wir wieder bei der Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Im August gab rdio bekannt, dass man mit TuneCore und CD Baby zusammenarbeitet – beides Firmen, die unabhängigen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Musik an den Fan zu bringen und online zu verkaufen. Für mich sieht das fast so aus, als versuche rdio gerade die Zusammenarbeit mit Independent-Künstlern auszuweiten, um ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Streamingdiensten zu haben. Liege ich mit der Vermutung richtig?
Defintiv. Wir wollen der Streaming-Service für junge, unabhängige Künstler sein, weil genau in diesem Umfeld oft die spannende neue Musik entsteht – und weil genau dort viele Musikliebhaber nach frischen unverbrauchten Klängen suchen. Aber wir haben auch ein anderes Alleinstellungsmerkmal: Bei uns hat der Fan die Möglichkeit zu sehen, was sein Künstler für Musik hört. Wenn ich zum Beispiel Wilco-Fan wäre, könnte ich verfolgen, was Jeff Tweedy so hört. Und wenn dieser eine junge Band in seiner Playlist hat, hilft es dieser Band ebenso.
Gab es eigentlich negative Reaktionen von Labels oder Rechtegesellschaften? Es verändert oder erweitert ja schon die Spielregeln des Musikgeschäfts, wenn ein Anbieter wie rdio einen Künstler direkt bezahlt.
Nein. Keine einzige. Warum auch? Wir bezahlen zwar den Künstler direkt dafür, dass er neue Kunden generiert, aber das bedeutet ja auch mehr Streams, was wiederum bedeutet, dass die Künstler, Labels und Rechteinhaber ebenso mehr verdienen. Die Rechnung geht für alle Seiten auf.
Vor einigen Tagen meldete sich Myspace zurück – mit einem Video, das viel verspricht und Myspace als direkte Schnittstelle zwischen Künstler und Fan empfiehlt – eine Rolle, die es ja zu seinen Hochzeiten schon mal hatte. Wie bewerten Sie dieses Comeback?
Es ist schwer, das zu diesem Zeitpunkt zu kommentieren. Ich habe das Video gesehen und habe auch die Reaktionen der Presse gelesen, aber darüber sprechen kann man erst, wenn es so läuft, wie es angekündigt wurde – und wenn ein paar Tausend Künstler da mitmachen.
Letzte Frage: Wie hört denn eigentlich der CEO eines Streamingdienstes heutzutage Musik?
Ich bin – wie viele andere – mit der Zeit gegangen und habe sozusagen meinen Hörgewohnheiten upgedated. Bis zu meiner College-Zeit hatte ich auch eine recht umfangreiche Plattensammlung, aber die habe ich nach und nach verkauft. Heutzutage höre ich in der Tat eher Streams. Auf der Arbeit höre ich rdio, unterwegs nutze ich unsere App und auch zuhause höre ich über meine Sonos-Docking-Station rdio. Und wenn Sie nun wissen wollen, was ich so höre – das können Sie direkt über rdio verfolgen, wo ich natürlich als User gelistet bin.