Stone im August
Games und Grunge - ein Streifzug durch die August-Ausgaben vergangener Jahre, die alle online unter www.rollingstone.de/das-archiv zu finden sind
Im August 1998 dozierte der 2003 verstorbene Elliott Smith in einem Interview mit dem Rolling Stone ernsthaft über den Begriff des Singer/Songwriters – und lehnte diesen für sich selbst ab: „Damit sind viele Klischees verbunden. Ich mag es nicht, wenn ein Sänger Botschaften verbreitet. Die aufdringliche Symbolik vieler Songs stößt mich ab. Bob Dylan etwa hat auch so angefangen, mit diesen moralischen, plakativen Songs – aber er hat sich davon abgewandt. In meinen Songs gibt es keine Symbole.“ Unter den Top 20 unserer Liste der 100 besten Singer/Songwriter-Alben ist seine dritte Studioarbeit „Either/Or“ von 1997 trotzdem gelandet. Und Bob Dylan, na ja, ist dort auch zu finden.
Nach Ziggy Stardust und Aladin Sane schlüpft der Meister der Verwandlung David Bowie 1999 für das PC-Game „Omikron“ in die Rolle des „Boz – The Virtual Being“. Der Musiker und Schauspieler lieh dem Weltraum-Adventure von Designer Philip Campbell nicht nur sein virtuelles Ich, sondern auch acht brandneue Songs; laut Bowie sollte das der PC-Game-Sparte einen emotionalen Subtext geben – den konnte der Spieler dann, vorgetragen von Bowie und seiner ebenfalls animierten Band, in den intergalaktischen Bars von Omikron-City erfahren.
Mit Sex, Sarkasmus und Sozialkritik erweckt Frank Kozik 1996 die Plakatkunst zu neuem Leben; seine Entwürfe, inspiriert von Comic, Cartoon und dem grafischen Geist der 60er-Jahre, kündigten Tourneen von Sonic Youth, Nirvana und den Beastie Boys an. Als der musikalische Underground plötzlich populär wird, hatte er bereits für alle Größen der Sparte gearbeitet; seine kontroverse, zynismusgetränkte Art Of Noise erfreut sich größter Beliebtheit. Kozik wird selbst zum Popstar, verdient gut am Postervertrieb und bleibt doch Teil der Subkultur: das Geld von der Industrie investiert er in die Independent-Szene.
2002 berichtet der RS von den vielen Streitigkeiten um das musikalische Erbe des prägendsten Vertreters der Generation Grunge. Die Schlacht zwischen Kurt Cobains Witwe Courtney Love und dem Nirvana-Überbleibsel Dave Grohl/Kris Novoselic kreist vor allem um den bis dato einzigen unveröffentlichten Nirvana-Song, „You Know You’re Right“. Die beiden Parteien sahen sich dann vor Gericht und der Kampf schien in einer jurstischen Schlacht auszuarten. Etwa zwei Monate nach Erscheinen des RS-Artikels, am 29. Oktober 2002, kam der Song dann – zur Freude der Grohl/Novoselic-Front – auf einer Nirana-Box heraus. Courtney Love, die die postume Veröffentlichung des Songs ihres Mannes gern größer aufgezogen hätte, dürfte das gar nicht begeistert haben.
Entdecken Sie 40 Jahre Musikgeschichte, über 1.000 digitalisierte Ausgaben und mehr als 100.000 Artikel als blätterbares E-Magazine www.rollingstone.de/das-archiv