Sting: „Ich glaube nicht, dass ein erwachsener Mann wirklich in einer Band sein kann“
Eine Band sei eine Teenager-Gang – so sehr er die Stones und AC/DC auch liebe, falle es ihm doch schwer, in ihrer Musik eine Entwicklung zu erkennen.
Sich in hypothetischen Fragen zu verlieren, kann durchaus reizvoll sein. Offenbar weiß auch Sting das fruchtlose Gedankenkreisen zu schätzen: In einem Interview mit der britischen Musikzeitschrift „Mojo“ hat er jetzt über den Fall spekuliert, in dem seine Solo-Karriere missglückt wäre. Dabei ging es auch um die Frage, ob er zu The Police zurückgekehrt wäre, wenn sein Solodebüt „The Dream of the Blue Turtles“ von 1985 gefloppt wäre.
„Wer will in einer Teenager-Gang sein, wenn man auf die 70 zugeht?“
Zwar betonte der Sänger und Bassist, dass er die ehemaligen Bandkollegen Andy Summers und Stewart Copeland sehr schätze – dennoch hätte es ihn wohl nicht wieder zu seiner früheren Band gezogen: „Ich glaube nicht, dass ein erwachsener Mann wirklich Mitglied einer Band sein kann“, sagte Sting, und weiter: „Eine Band ist eine Teenager-Gang. Wer will in einer Teenager-Gang sein, wenn man auf die 70 zugeht? Das erlaubt dir nicht, dich weiterzuentwickeln. Man muss den Regeln und der Struktur der Band gehorchen. So sehr ich die Stones und AC/DC auch liebe, es ist schwer, in ihrer Musik eine Entwicklung zu erkennen. Für mich war die Band lediglich ein Vehikel für die Songs und nicht umgekehrt.“
Schallplatten aus Platin
Sowohl Andy Summers, als auch Stewart Copeland hätten Alben ohne ihn geschaffen – also sei es gleichermaßen sein Recht gewesen, auf Solo-Pfaden zu wandeln: „Ich rekrutierte (für „The Dream of the Blue Turtles“) eine Band aus der Jazzwelt, und ich hatte Glück, dass es ein Hit wurde. Ich habe keine Ahnung, was passiert wäre, wenn es kein Erfolg gewesen wäre. Wäre ich zu der Band zurückgekehrt und hätte Demutskuchen gegessen? Ich hoffe nicht“, so der heute 70-Jährige. Bis heute verkaufte sich „The Dream of the Blue Turtles“ im gut 5 Millionen Mal und erreichte in verschiedenen Ländern elf Mal Platin. Das letzte Police-Konzert fand nach Stings erstem Solo-Album statt, 1986. Aus einer geplanten neuen Studio-Session wurde nichts, da Drummer Copeland sich bei einem Reitunfall den Arm brach und für längere Zeit pausieren musste. Sting machte sich danach an sein zweites Solo-Werk, „… Nothing like the Sun“.
Nie wieder Police
Von Mai 2007 bis August 2008 haben The Police ein letztes Mal die Bühnen dieser Welt bespielt. Am 7. August 2008 fand ihre Bandgeschichte im Madison Square Garden in New York das letztes Kapitel. Ein Comeback schloss der Brite für immer aus: „Die Tour war sehr erfolgreich, aber ich würde sie nicht noch einmal machen. Das wäre eine zu große Herausforderung.“ Zwar bereue er die Konzertreise nicht – jedoch sei die Umsetzung wegen der noch immer lodernden Machtkämpfe schwierig gewesen.
Sting fuhr fort, dass die drei ehemaligen Bandkollegen immer noch „zu Geburtstagen kommunizieren. Wir haben getrennte Leben, aber es ist sehr herzlich. Ich bin sehr dankbar für diese Jungs und ihr immenses Talent und ihre Geduld mit mir. Ich liebe sie.“