Sting – Hamburg, Sporthalle
Auch der Sting-Fan verbraucht Ressourcen, benötigt Platz. Weniger im Saal, wo man sich nur gepflegt bewegt Aber vor der Halle reihen sich die Spider und Boxster bis in den nächsten Stadtteil. Drinnen lassen die Besitzer wahrscheinlich rezyklierbarer Faltdächer ihre Jacken artig auf den Bügel hängen und warten. Ein Wiedersehen für die meisten, kein Entdecken.
Familiär auch die Grußworte des Gordon Matthew Sumner, 48, an die Getreuen. Schon jetzt blaues Licht „We’ll Be Together“, und zwar für gut zwei Stunden. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Es ließe sich manches straffen, auch der Rückblick auf dieses Konzert. Sound prima, einen Hauch lauter als daheim im Wohnzimmer. Sting im dunklen Unterhemd, kann er sich leisten. Viele Nichtraucher, nur schleppender Absatz von Würstchen und Bier, freundlichere Gesichter beim Sekt-Ausschank. Manchmal heftiger Applaus, Unverdrossene versuchen mitzuklatschen, einige kennen die Texte, singen aber stumm oder nur ganz leise mit. Stört jedenfalls nicht Sting ist grippekrank und singt auch leiser als sonst, führt aber durch ein gediegenes Repertoire. Irgendwie jedoch war das doch nicht alles. Als der exquisite Drummer Manu Katche für ein paar Zeilen French Rap an den Bühnenrand sprintet glauben wir noch den skrupellosen Eklektiker dingfest machen zu können, und auch dann noch, als uns Sting in ein Afrika wie aus dem Reiseprospekt entfuhrt Sie haben es sich verdient. Dann schlakst der „Englishman In New York“ über die Bretter und klingt wie von der CD. So klammheimlich indes macht sich Zufriedenheit breit Der „Brand New Day“ bricht mit sonnigem Groove heran, die gute, alte „Roxanne“ wird von phosphorgelbem Licht bestrahlt und ist noch immer sexy.
Wir wachen erst aus dem Traum auf, als der Meister seine Gefolgschaft zum Chor mutieren lässt, der sich lautstark über eine Flaschenpost freuen muss. Dann folgt „Fragile“ als Lullaby, und beim Rausgehen sagt jemand, das sei ja fast so schön wie damals bei Manfred Mann gewesen.