Stimmen zu Kunzes Kampf für die Quote
Alle Sachen haben zwei Seiten. Diese Sache hat zwei schlechte Seiten, oder so gesagt: Bei 90 Prozent Scheiße im Radio fällt es mir schwer, für 40 Prozent Deutsch zu plädieren, weil dadurch 90 Prozent Scheiße bleiben. Noch anders gesagt: Laßt uns für 100 Prozent gute Musik die Finger heben - aber wer kann und will da in Deutschland schon mitmachen. - Stoppok
Zensur ist Scheiße. Und wer sie fordert, auch. – Element of Crime
Alle Sachen haben zwei Seiten. Diese Sache hat zwei schlechte Seiten, oder so gesagt: Bei 90 Prozent Scheiße im Radio fällt es mir schwer, für 40 Prozent Deutsch zu plädieren, weil dadurch 90 Prozent Scheiße bleiben. Noch anders gesagt: Laßt uns für 100 Prozent gute Musik die Finger heben – aber wer kann und will da in Deutschland schon mitmachen. – Stoppok
Solche Vorschläge sind ebenso lächerlich wie fatal. Wenn nun mal aus Deutschland keine bessere Musik kommt, wenn die Leute diese Musik nicht hören wollen – mit welcher Berechtigung sollte man sie ihnen dann einreden?! Das bewegt sich auf dem gleichen unsäglichen Niveau wie etwa die „Buy British Beef“-Kampagne in England.
Zu behaupten, daß gerade die „Kriegsverlierer“ Deutschland und Japan von dieser amerikanischen Kultur-Invasion betroffen seien, ist doch kompletter Unsinn. Der beste Rock’n’Roll kommt nun mal aus England und den USA – und Deutschland ist diesbezüglich eine Bananenrepublik. Was aber nichts mit verlorenen Kriegen zu tun hat, sondern schlicht und ergreifend mit der deutschen Mentalität: Hierzulande greifen die Leute eben nicht als erstes zur Gitarre; dafür sind wir eben im Fußball gut oder in anderen Dingen.
Im Vergleich zu dem, was aus England und den USA herüberkommt, kann man den deutschen Nachwuchs in der Pfeife rauchen. Das wird immer so sein, und an diese Tatsache müssen sich die Deutschen endlich mal gewöhnen und sie nicht durch Subventionen zu beschönigen suchen.
Sicher gibt es ein paar Bands, die hierzulande ihre Existenzberechtigung gefunden haben, weil sie in Deutsch über Probleme der Leute singen, die hier leben. Wer meint, Englisch singen zu müssen, soll das halt tun, sollte sich nachher aber nicht wundern, wenn die Konkurrenz riesig ist.
Daß Die Toten Hosen nicht im Radio gespielt werden, empfinden wir als Auszeichnung. Wenn das Radio ein Qualitätsmaßstab sein soll, ist ohnehin alles zu spät. Nur wer dudelt, wird doch hierzulande gespielt. Man muß sich mit der frustrierenden Tatsache auseinandersetzen, daß 90 Prozent der Hörer Musik nur als Klangtapete wahrnehmen wollen – und nicht so fanatisch sind wie Leute, die beispielsweise Rolling STONE lesen oder machen. Oder aber wie Musiker. Wir hören natürlich ganz anders hin, aber der Normalo nimmt Musik mit so wenig Interesse wahr, daß er zwangsläufig zwischen Original und Fake nicht unterscheiden kann. Deswegen ist ja auch der Abstand zwischen denen, die hierzulande die Charts regieren, und denen da unten so erschreckend und unerklärlich groß.
Musik, wie wir sie in unserer Sendung bei „Radio Fritz“ spielen, ist nur Minderheitenprogramm. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. – Campino
Zu kurz gedacht. Viel zu kurz. Und das passiert ausgerechnet dem vermeintlichen Intellektuellen im Rock’n’Roll-Pelz Heinz Rudolf Kunze. Die letztlich nur als marktpolitisches Ausgrenzungs-Instrument funktionierende Radio-Quote ist so unsinnig, daß als Motiv ihrer Einforderung eigentlich nur Publicity in Frage kommen kann. Ganz zu schweigen von der keinesfalls zu akzeptierenden Rechtfertigung der dummen verbalen Entgleisung Seelenmeyers („Genozid an der deutschen Rockmusik“).
Die allwöchentlich in den Charts plazierten 40 Prozent inländischer Musikproduktionen finden – wie alle anderen auch – immer dann den Weg ins Format-Radio, wenn sie sich deren Maxime möglichst geringer Reibungsverluste unterordnen lassen. Daß das auch positiv funktioniert, beweisen aktuellerweise die Hamburger Fettes Brot.
Innovative Musiker brauchen keine Quote. Ideen und Beharrlichkeit müssen sich trotz allem Gejammere auch ohne oder mit gelegentlichen Radio-Einsätzen durchsetzen. Viel eher sollte man da schon die Mutation des öffentlich-rechtlichen Radios zu chartorientierten Format-Radios betrauern.
Eine Radio-Quotierung wäre genauso unzeitgemäß und kontraproduktiv wie auch die unlängst beschlossene Besteuerung ausländischer Künstler bei deren Konzerten in Deutschland.
Tja, und die Hörer, die werden den Format-Mist hören – bis sie abschalten. Das ist Demokratie. – Thorsten Wessel (Vorsitzender des Verbandes unabhängiger Tonträgerfirmen)