Stevie Wonder: „Zu Prince‘ Musik zeugte ich ein Baby“
Stevie Wonder über das musikalische Genie von Prince, die Beatles, Marvin Gaye und warum er sich dem verstorbenen Musiker so nahe fühlt.
>> Hier geht es zum Shop, wo Sie die Juni-Ausgabe des ROLLING STONE kaufen können – mit exklusiver Prince-Live-DVD!
Prince’ Musik war so pittoresk, so voller Bilder, dass sogar ich sie sehen konnte. Ich sah seinen Boss Mr. McGee, der glaubte, dass nie etwas aus ihm werden würde. Ich wusste wie Old Man Johnsons Farm aussah und auch den „lila Regen“ habe ich gespürt. Prince Musik war so lebhaft, die Bilder darin so stark. Ich glaube, ich konnte mich in der Art, wie er die Dinge betrachtete, wiederfinden, weil wir beide aus dem mittleren Westen stammen, dieselben Typen getroffen hatten und aus dem gleichen Spektrum schöpften. Wir wuchsen beide mit Blues auf, mit Rock’n’Roll, Jazz und Gospel. Und wir haben beide den Wert darin erkannt.
Als Prince und ich das letzte Mal miteinander sprachen, ging es darum, dass wir die Welt wieder auf die richtige Spur bringen müssen. All diese Scheiße über „Wir wollen unser Land zurück“ und „Make America great again“ – unser Land war immer großartig! Wir müssen es nur schaffen, dass die Leute damit aufhören, ihre Köpfe mit Lügen und Vorurteilen vollzustopfen, und sie stattdessen wieder für all die Möglichkeiten öffnen.
Prince war inspiriert und er war inspirierend. Er war liebenswürdig und diszipliniert, er wusste genau, wo er hin wollte. Und er war fähig, große Verwandlungen zu durchleben. Wenn Michael der König des Pop war, müsste Prince als der Kaiser gelten. Er kämpfte für seine künstlerische Freiheit. Er gestattete nichts und niemandem, sich ihm in den Weg zu stellen. Weil er seinen eigenen Pfad verfolgte, hob er die Musik auf ein völlig neues Level, ähnlich wie die Beatles. Er wollte die Dinge verändern, ähnlich wie Marvin Gaye. Du musst dir deiner selbst schon sehr sicher sein, wenn du so vorgehst.
Dieser Geist, der ihn antrieb, bescherte uns einen unglaublichen Vorrat an Musik. Er liebte den Funk, also tat er alles, um herauszufinden, wie man die Sachen funky klingen lassen konnte. Er liebte den Jazz, also analysierte er, wodurch die Dinge ihren Swing bekamen. Wenn Prince über Liebe und Sex sang, dann tat er es wahrhaftig und tief. Und er ließ uns alles immer durch ihn hindurch sehen und fühlen. Tatsächlich versuche ich immer noch herauszufinden, welches meiner Kinder geboren wurde, weil ich der Musik von Prince zugehört habe.
Mehr über Prince im großen Special in der Juni-Ausgabe des ROLLING STONE – seit Donnerstag im Handel.