Stephen King: „Habe Angst um mein Land“ – Elon Musk: „Hahaha“
Stephen King kann einem Leid tun. Die Trump-Troll-Armeen haben seine Kommentarspalten vollends gekapert.
Stephen King gilt als „Meister der Angst“, aber das Wort „Angst“ hat er selbst, zumindest in seinen Tweets, noch nie benutzt – bis zum heutigen Dienstag (16. Juli 2024). „I fear for my country“, „ich habe Angst um mein Land“, schrieb der Horror-Schriftsteller auf X. Wer ihm bislang noch nie antwortete, hier aber prompt, war der seit dem Trump-Attentatsversuch selbsternannte Trump-Propagandachef Elon Musk. Dessen Reaktion: ein simples „Hahaha“.
Langsam hat man das Gefühl, es geht um alles, oder? Multimilliardär Musk unterstützt die Präsidentschaftskampagne eines Mannes, der glaubt, oder zumindest den Bible-Belt-Wählern zuliebe zu Protokoll gibt, dass Gott selbst verhindert hat, dass ihn ein Scharfschütze zwei Zentimeter weiter rechts traf – und statt ihn zu töten nur am Ohr gestreift hat.
„Hahaha“ ist ein eigentlich unverfänglich klingendes Wort. Aus dem Mund des Mannes jedoch, der als reichster Mensch der Welt gilt (Nettovermögen 218 Milliarden Dollar), ist das ein Statement: Ab hier übernehmen wir, Leute wie du spielen keine Rolle mehr.
Stephen King, ein überzeugter Wähler der Demokratischen Partei, kann einem Leid tun. Die Trump-Troll-Armeen haben seine Kommentarspalten seit dem Trump-Attentat vollends gekapert. Sie schreiben so was:
„Ich wünschte, wir hätten den alten Steve zurück, der ein paar Seiten schreibt, ein paar Zeilen schreibt und die einzige Chance, die wir haben (und hatten), Ihr Land zu retten, nicht untergräbt“. „Wenn Sie jetzt Angst um das Land haben, dann deshalb, weil Sie Biden gewählt haben“, schreibt ein anderer.
Stephen King vs. Donald Trump
Stephen King, 76, und Donald Trump, 78, eint eine gemeinsame Geschichte. Der überzeugte Demokrat King teilt seit Jahren gegen den Republikaner aus, meist über Twitter bzw. X. In der „The Dead Zone“-Romanfigur des kriminellen Präsidentschaftsbewerbers Greg Stillson sehen viele Leser einen Verweis auf Trump; allerdings erschien der Roman bereits 1979, als Trump bei weitem nicht so bekannt und mächtig war (King teilte immer wieder Widersprüchliches über den Einfluss auf diesen Buchcharakter mit). Der schmierige Stadtrat Big Jim Rennie aus „Under The Dome“ von 2009 wiederum hatte Trump klar zum Vorbild.
Der echte Donald Trump hatte Stephen King auf Twitter geblockt; der Horror-Autor wiederum drischt auf den Schurken mit der orangefarbenen Haut in mittlerweile jedem zweiten Roman ein, baut Bezüge zum (Ex-)POTUS auch da ein, wo sie kaum passen. Es wirkt, als sei King getrieben.
Der jüngste Post Stephen Kings ist am heutigen Montag eine Verlinkung zu einem Artikel der Satire-Seite „The Onion“: „Es ist eine Ehre, weiterhin mehr geschätzt zu werden als unzählige Menschenleben“, ist die Story betitelt. Geschrieben wurde der Artikel aus der Sicht eines Maschinengewehrs.