Steffen Henssler – Dunkle Stunden
Warum der Koch Steffen Henssler den Düster-Metal von Type O Negative mag.
Foto von Daniel Cramer
Aufgewachsen bin ich nicht mit Metal, sondern mit Udo Lindenberg – „Wotan Wahnwitz“ und „Dröhnland Symphonie“ habe ich schon als Kind mit meinem Vater gehört. Ich mag auch Korn, Foo Fighters, Rammstein, aber über allem steht Type O Negative. Das erste Lied, das ich von ihnen kannte, war die Single „My Girlfriend’s Girlfriend“. Ich habe nachts MTV geglotzt, damals (1996) lief dort ja noch Hardrock – und eben dieses Video. Die Orgel blieb mir im Kopf hängen, und den Typen fand ich auch extrem beeindruckend. Diese dunkle Stimme!
Im Plattenladen habe ich dann nach den Alben gesucht – „The Origin Of The Feces“, „Bloody Kisses“ und eben „October Rust“. Gleich das erste Lied, „Love You To Death“, ist für mich auf ewig in meinen Top Drei, wenn nicht sogar Platz eins. Das ist ein Monument, es fasst einen so an. Ich bin ja eher der fröhliche Typ, aber ich habe natürlich auch melancholische Momente – und dann höre ich „October Rust“. Die Texte sind vielleicht negativ, aber die Musik berührt mich im positiven Sinn. Auf der Autobahn darf man sie allerdings nicht hören, vor allem nicht „Wolf Moon“ – das hat zu viel Wucht, da drückt man zu leicht aufs Gas.
Der Tod von Sänger Pete Steele (er starb 2010 an Herzversagen) hat, glaube ich, keinen richtig gewundert, der die Band verfolgt hat und die Texte kennt. Ich habe sie gesehen, als sie zuletzt in Hamburg waren, im Docks. Da kamen sie eineinhalb Stunden zu spät, spielten nur vier oder fünf Lieder, und Pete Steele sah schon aus wie der Tod. Seine Arme waren fast dünner als meine Finger – und das bei diesem Riesenkerl. Die Stimme war immer noch unfassbar gut, aber körperlich war er am Ende. Man muss sagen: Er hat einen konsequenten Gang hingelegt! Aber traurig war es schon.
Aufgezeichnet von Birgit Fuss
Steffen Henssler ist ab Mai mit dem Programm „Meerjungfrauen kocht man nicht!“ auf Tournee. Termine: www.steffenhenssler.de