Steely Dan
Das nennt man ein Comeback! Im Februar letzten Jahres veröffentlichten Steely Dan mit „7iw Against Nahire“ ihr erstes Album seit 1980 – Songs über Reue, Ruin und Perversionen. Eine Welttournee folgte, das Album schaffte in den USA Platin, und im Februar diese Jahres holte sich das Duo vier Grammys ab, darunter den in der Kategorie „Album of the Year“, was ein auf Eminem als Gewinner erpichtes Publikum zu Buhrufen animierte.
Eigentlich sollte man meinen, dass sich die beiden Profis recht wohl in ihrer Haut fühlen, doch Donald Fagen gesteht nur lakonisch: „Nun ja, eigentlich habe ich diese ganze Chose bereits vergessen.“ Ein paar Wochen später dann wurden Steely Dan gar in die „Rock’n’Roll Hall of Farne“ aufgenommen, über die Walter Becker auf der Website der Band schon häufiger gelästert hatte. „Das Biest hat uns gefressen“, sagt Fagen, ^jetzt müssen wir uns also wieder nach außen nagen.“
Als Bette Middler verkündete, ihr wäret die Sieger beim „Best Album“-Award, da saht ihr weniger schockiert als irritiert aus so, als hättet ihr ein Problem, noch einmal die Bühne zu erklimmen.
FAGEN: „Ich hatte Angst, dass sich mein Schlips drehen und man das Label lesen könnte. Das hasse ich. Doch davon mal abgesehen, hat’s wirklich Spaß gemacht.
Bei eurem letzten Album hatte man kaum Probleme damit, den Inhalt der Songs zu dechiffrieren – ein Novum für Steely Dan. Habt ihr ganz bewusst beschlossen, euch zu öffnen?
BECKER: In einem gewissen Sinne ja. Andererseits haben wir inzwischen gelernt, das, was wir denken und später sagen wollen, in einer verständlicheren Form zu vermitteln.
FAGEN: Da wir die Inhalte unserer Stories ja kannten, gingen wir immer davon aus, dass auch die Leute sie verstehen würden. Aber man hat uns so oft schief angesehen und solch verrückte Fragen gestellt, was unsere Songs beinhalten würden, dass wir uns entschieden, etwas transparenter zu Werke zu gehen. Ach ja, wir sind auch längst nicht mehr so durchgeknallt wie wir es damals waren.
BECKER: Wir sind heute ein bisschen älter und etwas bürgerlicher als früher. FAGEN: Und nur dafür haben wir sicher den Grammy bekommen.
Was habt ihr empfunden, als Moby die Einführungsrede bei eurer Aufnahme in die „Hall of Farne“ hielt?
FAGEN: Ich hab zunächst einmal gefragt, ob’s da irgendeinen Zusammenhang mit der Band Moby Grape aus den Sechzigern geben würde, oder ob das ein neuer Moby sei.
Ergo interessiert ihr euch eher wenig für die zeitgenössische Popmusik?
BECKER: Ist ja wohl offensichtlich. Xfenn ihr eure Karriere Revue passieren lasst, seht ihr euch dann als Rockstars, oder gefallt ihr euch eher in der Rolle von Jazzmusikem?
FAGEN: Weißt du was, wir haben jahrelang versucht, Rockstars zu sein, aber bis dato ist uns das nicht gelungen. Und – das ist wirklich kein Scherz – ich hab rausgefunden, dass der Glanz eines Grammys dich nur maximal 24 Stunden erstrahlen lässt Am Tag nach der Verleihung war urplötzlich jeder mein bester Freund, jeder in meiner Straße wusste, wer ich war. Doch einen Tag später wurde man zwar noch erkannt, aber keiner wollte mehr so richtig was von uns wissen.
Ganz nach dem Motto: Das sind die Arschlöcher, die Eminem um den verdienten Sieg gebracht haben.
FAGEN: Genau so. In jedem Artikel über euch ist zu lesen, dass ihr euren Name dem Roman „Naked Lunch“ entliehen habt. Heißt das, dass ihr das Buch gelesen habt?
FAGEN: Natürlich nicht. Keiner hat das Buch je zu Ende gelesen.
BECKER: Aber es steht bei mir obenan auf der Zu-lesen-Liste.
FAGEN: Ich glaube mal, der einzige Mensch, der behauptet, es je in Gänze gelesen zu haben, ist David Cronenberg, der’sja auch verfilmt hat. Aber da konnte man deutlich sehen, dass er es auch nicht zu Ende gelesen hatte.
BECKER: Neb, er hat’s gelesen, hat jedoch beschlossen, den Inhalt nicht in seinem Film zu verwenden…
Es soll da noch einige unveröffentlichte „Two Agaimt Nature „-Songs geben.
BECKER: Könnte sein. Und hängt natürlich davon ab, was man unter unveröffentlichten Songs versteht. Wir haben mehr Songs geschrieben, als wir schlussendlich aufgenommen haben. Ein paar davon werden wir beim nächsten Mal aufnehmen – falls sie in den Kontext passen.
Also arbeitet ihr an einer neuen LP. FAGEN: Momentan schreiben wir noch die Songs. Das reicht Ihr könntet euch aber längst auf euren Lorbeeren ausruhen.
FAGEN: Wollen täten wir schon, aber können lässt uns niemand.