Star in der Manege
Songschreiber Howie Day tourte lange nur mit ein paar Effektgeräten, jetzt hat er eine richtige Band
Auf der Bühne hat Howie Day einen Trick: Obwohl man bloß einen Mann mit Gitarre sieht, spielt da scheinbar eine ganze Band, die miteinander improvisieren kann, mal tobend laut, mal zart und leise, dem Sänger immer dicht auf den Fersen. Wie das geht? Zu seinen Füßen hat der Songwriter aus Bangor, Maine eine Reihe von Fußeffekten, darunter zwei Sampler, mit deren Hilfe er gesungene und gespielte Phrasen aufnehmen und beliebig oft abspielen kann. Ein paar geklopfte Holzbeats vom Gtarrenkorpus, ein akustisches Riff, und schon ist Howie Day eine One-Man-Band, allerdings ohne Bassdrum auf dem Rücken.
Der Plattenfirmenrepräsentant hatte das kurze Showcase in der echt schicken Berliner „Lola Lounge“ mit dem eindringlichen Hinweis eingeleitet, alles, was sein neuer Schützling gleich spielen werde, sei absolut live, und das klang wie die Ankündigung einer aufregenden Zirkusnummer.
„Ab ich anfing zu spielen, habe ich mich ziemlich bald selbst gelangweilt“, hatte Howie Day beim vorangegangenen Gespräch erklärt, „durch das Live-Sampling habe ich viel mehr Möglichkeiten, eine Show dynamisch zu gestalten, anstatt bloß immer Akkorde zu dreschen. Das ist für alle Beteiligten eine gute Sache.“
Kaum 16 alt war der jetzt 22-Jährige, als er seine ganz eigene neverending tour durch die Kaffeehäuser und Live-Clubs der USA begann, und ein paar hundert Konzerte später waren Days Auftritte eine Art Kuriosum, die man sogar hierzulande im Vorprogramm von Tori Arnos und Heather Nova bestaunen konnte.
, Als ich dann ins Studio ging und die Songs mit einer Band aufnehmen sollte, hatte ich ziemliche Angst“, erinnert sich Day an die Londoner Sessions für sein reguläres Debütalbum, „Stop All The World Now“, „man hat schließlich seine eigene Identität, seine eigene Inspiration. Und Inspiration ist ein verdammt flüchtiges Ding – ich habe ja nicht ohne Grund so lange auf eine Band verzichtet.“ Nach anfänglichen Panikattacken konnten die hired guns, die Produzent Youth zusammengestellt hatte (unter ihnen The Verve-Bassist Simon Jones), den Vorstellungen des Künstlers dann aber doch entsprechen, und tatsächlich kann man sich den britisch gefärbten, durchaus hörenswerten Songwriter-Pop von „Stop…“ nur schwer als Solonummer vorstellen. „Die Bühnen werden größer, die Zuschauer werden mehr“, sinniert Day, „da hat man dann doch lieber richtige Musiker an seiner Seite als ein paar Plastikkisten.“ Manege frei!