Verdacht der Volksverhetzung! Staatsschutz ermittelt offenbar gegen Roger Waters
Das Ex-Pink-Floyd-Mitglied provoziert in seiner Bühnenshow mit polemischer Symbolik. Das hat nun nach dem Konzert in Berlin nach Medienberichten die Polizei auf den Plan gerufen.
Nach seinen viel diskutierten und reichlich kritisierten Konzerten in Deutschland könnte der Tour-Stopp in Berlin für Roger Waters noch Folgen haben. Wie das Nachrichtenportal „Jewishnews“ laut „T-Online“ berichtet, ermittelt offenbar die Polizei gegen den Sänger. Das habe ein Polizeisprecher dem Portal bestätigt.
Der Staatsschutz ermittle demnach wegen Volksverhetzung gegen Waters, weil ihm vorgeworfen wird, bei seinem Gig am 17. Mai in der Mercedes-Benz-Arena einen schwarzen Ledermantel mit roter Armbinde getragen zu haben. Er wurde dabei von zwei „Soldaten“ begleitet und feuerte mit einem Fake-Maschinengewehr ins Publikum. Eine Inszenierung, die „geeignet sei, die Herrschaft der Nationalsozialisten zu verherrlichen“, wie es aus Kreisen der Polizei heißt. Die Klamotten referieren offensichtlich nach erster Einschätzung zu sehr auf NS-Symbolik, deren Präsentation in Deutschland grundsätzlich verboten ist.
Roger Waters provozierte mit Schwein und Anne Frank
Neben dem Outfit ließ Waters auch den schon bekannten Schweine-Ballon aufsteigen, auf dem früher auch ein Davidstern prangte. Des Weiteren sorgte für Empörung, dass der Sänger auf einer Großleinwand die Namen getöteter Personen einblendete, darunter neben Anne Frank auch den der 2002 bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland getöteten palästinensischen Dschasira-Journalistin Schirin Abu Akle.
Waters nutzt die Konzerte seiner „This Is Not A Drill“-Tournee auch, um seine Kritik an Israel und der Siedlungspolitik des Landes auszudrücken. Er gilt als lautstarker Anhänger der BDS-Bewegung. Einige Politiker hatten im Vorfeld der Konzerte des Musikers geprüft, ob es möglich ist, sie nicht stattfinden zu lassen. Ein Beschluss in Frankfurt wurde juristisch gekippt (allerdings nicht ohne den Hinweis des Gerichts, dass es sich um eine geschmacklose Bühnenshow handeln würde). Nach dem Auftritt in Berlin zeigte sich das israelische Außenministerium entsetzt, twitterte, dass „in Berlin die Erinnerung an Anne Frank und die sechs Millionen während des Holocausts ermordeten Juden beschmutzt“ worden sei.
Am kommenden Sonntag spielt Roger Waters in Frankfurt. Wie auch bei anderen Gigs des ehemaligen Pink-Floyd-Musikers ist mit Protesten rund um die Veranstaltung zu rechnen. In München positionierte sich am vergangenen Sonntag Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, vor der Halle und erklärte: „Die Hetze gegen Juden hat ganz offenbar einen Platz in diesem Land. Dieser Platz ist heute die Olympiahalle.“
Welche Folgen könnten die Ermittlungen für Roger Waters haben?
Welche Folgen die Ermittlung des Staatsschutzes nach dem Konzert in Berlin für Roger Waters haben werden, ist derzeit noch nicht abzusehen. Grundsätzlich begründet ein Anfangsverdacht bereits die Untersuchung. Ob es deswegen zu einem Verfahren kommen wird, ist nicht einfach zu sagen. In ähnlichen Fällen wird oft die Kunstfreiheit ins Spiel gebracht, wobei es im konkreten Fall bei der Erinnerung an Symbole des Nationalsozialismus darauf ankommt, ob sie in einen für alle Zuschauerinnen und Zuschauer erkennbaren ironischen oder narrativen Kontext eingebunden sind oder nicht. Verteidiger des 79-Jährigen weisen darauf hin, dass er die MG-Bühneneinlage schon seit Jahrzehnten in dieser Form darbiete – dass er nun ins Visier der Polizei gerate, käme einer Kampagne gegen ihn gleich.