Spotify-Debatte um Joe Rogan erreicht das Börsenparkett
Die letzten Quartalszahlen des Streaming-Riesen sehen eigentlich ganz gut aus. Wäre da nicht der nervöse Ausblick auf die Zukunft.
Daniel Ek wirkte entspannt. Der CEO von Spotify durfte aktuelle Wirtschaftsdaten verkünden, was ihm deutlich mehr liegt als die lästige Debatte um seinen umstrittenen Star-Podcaster Joe Rogan. Zumal die Zahlen auf den ersten Blick gut aussehen.
Für das soeben abgeschlossene vierte Quartal 2021 konnte Ek 406 Millionen aktive User des Streaming-Dienstes vermelden. 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der zahlenden Abonnenten stieg um 16 Prozent auf 180 Millionen. Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer im Abo-Geschäft kletterte dabei um drei Prozent auf 4,97 US-Dollar. Der Gesamtumsatz stieg in diesem Segment um 22 Prozent auf 2,6 Milliarden US-Dollar, wie das Wall Street Journal (WSJ) berichtete.
Auch die Werbeeinnahmen liegen im grünen Bereich. Sie machten einen Sprung um 40 Prozent auf 445,5 Millionen US-Dollar, etwa 15 Prozent der Gesamteinnahmen.
Spotify mächtig unter Druck – keine verlässliche Prognose
Tolle Bilanz also? Ist der von Neil Young initiierte Boykott, dem sich nun auch die Kollegen David Crosby und Graham Nash angeschlossen haben, damit „nur“ eine politische Debatte von alten Freaks? Nicht ganz. Schließlich purzelte der Spotify-Aktienkurs von Spotify, der 2021 bereits um 44 Prozent auf 191,92 US-Dollar fiel, im nachbörslichen Handel um weitere 11 Prozent.
Auch deshalb, weil Ek verkündete, er würde keine belastbare Jahresprognose abgeben können. Und hier kommt doch wieder die Debatte um die teuer eingekaufte Show „The Joe Roegan Experience“ ins Spiel. Zumal eine neue gemeinsame Erklärung von Young und Co kursiert, der sich auch weitere Künstler und Künstlerinnen anschließen, wie etwa Nils Lofgren.
Daniel Ek bezeichnete die Angelegenheit beim Börsen-Call als „kompliziert“ und sagte, dass sich Rogan an die inhaltlichen Richtlinien halten müsse, wie alle Künstler und Künstlerinnen auf der Plattform. Er könne aber noch nicht abschätzen, ob die Kontroverse Auswirkungen auf die Abonnenten hat. Solche Ungewissheiten mag die Börse gar nicht.
Spotify will sich am liebsten aus Debatten raushalten
Vor einer klaren Position schreckt der Spotify-Boss weiterhin zurück: „Wir glauben, dass wir eine wichtige Rolle bei der freien Meinungsäußerung der Urheber spielen. Wir müssen aber auch ein Gleichgewicht zwischen dieser Prämisse und dem Sicherheitsbedarf unserer Nutzer herstellen.“
Bislang wird diese „Einerseits-Andererseits“-Methode mit den neu eingeführten Warn- und Infohinweisen für kontroverse Sendungen umgesetzt. Eine Art digitale Variante der „Parental Advisory – Explicit Lyrics“-Sticker auf Tonträgern.
Der Streaming-Riese bleibt bei seinem Schaukelkurs. Bis zum nächsten Quartal.