Spotify-Boykott: David Crosby wirft Streamingplattformen Abzocke vor
Bereits Anfang Februar hatte Neil Youngs ehemaliger Bandkollege David Crosby seinen Rückzug von Spotify bekannt gegeben. Jetzt äußert sich der Musiker in einem Interview zu seinen Beweggründen.
David Crosby hat sich in einem Interview zur von Neil Young angestoßenen, schwelenden Debatte über die Verbreitung Fehlinformationen beim Streamingdienst Spotify geäußert. Dort bezeichnete er Podcaster Joe Rogan als „nicht sehr beeindruckend“ und erklärte, warum er seine Musik von Spotify habe runternehmen lassen.
Die Debatte um Spotify nahm ihren Anfang mit den von Neil Young hervorgebrachten Forderungen an Spotify: Er hatte die Streamingplattform scharf dafür kritisiert, dass der Comedian und Podcaster Joe Rogan seine Corona-leugnenden Aussagen auf der Plattform tätigen dürfe. Trotz seiner zweifelhaften Aussagen und den offensichtlichen Fehlinformationen, die Rogan verbreitet, hatte Spotify den Podcast des Comedians mit einem exklusiven 100-Millionen-Dollar-Vertrag auf die Plattform geholt.
Als Konsequenz daraus zog Young seine Musik von der Plattform zurück, weitere namhafte Künstler*innen folgten ihm darauf. Auch die Mitglieder der Folk-Supergruppe Crosby, Stills & Nash, deren Mitglied auch Young in der Vergangenheit war, taten es Anfang des Monats ihrem ehemaligen Bandkollegen gleich und zogen ihre Musik von Spotify zurück.
„Wir unterstützen Neil und stimmen ihm zu, dass gefährliche Desinformationen in Spotifys Joe Rogan-Podcast ausgestrahlt werden“, sagte Crosby zusammen mit der Gruppe in einer gemeinsamen Erklärung auf Twitter.
In einem Interview hat Crosby seine Beweggründe nochmals genauer dargelegt. Crosby betonte, dass sich seine Kritik nicht nur gegen Spotify, sondern gegen alle Streamingdienste richte.
„ Ich denke, Joe Rogan ist … äh, nicht wirklich beeindruckend. Aber ich denke, er hat das Recht, seinen Müll zu verbreiten. Er hat das Recht dazu. Ich denke, Spotify hat das Recht, ihm dort eine Plattform zu geben“, sagte Crosby.
„Ich habe das Recht, nicht damit in Verbindung gebracht zu werden. Ich habe heute Morgen zu einem Freund gesagt: ‚Hören Sie, wenn ich meine Platten auf einem Marktplatz verkaufen würde, möchte ich sie nicht neben verdorbenem Fleisch verkaufen'“, fügte der Musiker hinzu. Aus dem gleichen Grund wolle er nicht auf derselben Plattform wie Rogan vertreten sein. Rogan äußere sich rassistisch und sexistisch. Deshalb wolle er auch nicht auf der selben Plattform vertreten sein wie Rogan.
Sein Rückzug von Spotify habe auch nichts mit Zensur zu tun, wie ihm einige Rogan-Fans vorgeworfen hätten. Er wolle einfach nicht mit Rogan assoziiert werden, stellte Crosby klar. Außerdem: „Bei mir müssen Sie verstehen – ich mag Spotify nicht. Ich mag keinen der Streamer, weil sie uns nicht richtig bezahlen“, fuhr der Gitarrist fort.
Auf die Nachfrage des Interviewers, ob er seine Musik wieder auf Spotify verfügbar machen würde, falls diese Rogans Inhalte von der Plattform entfernt, stellte Crosby klar: „Nein, ich will da nicht dabei sein. Ich mag sie nicht und ihre Qualität ist mies und ihre Gehaltsskala ist mies und ich will nichts mit ihnen zu tun haben.“
Er könne sich eine Rückkehr zu Spotify nicht vorstellen. Ihm sei bewusst, dass er sich in einer privilegierten Situation befinde. Generell denke er, dass alle Künstler*innen ihre Inhalte von Streamingplattformen nehmen sollten. Die meisten könnten sich das jedoch nicht leisten, da der Hungerlohn, den die Dienste zahlen, für viele Leute immer noch besser wäre als nichts.
Nach Youngs Rückzug von Spotify waren ihm auch weitere Größen wie Joni Mitchell und Stewart Lee gefolgt.