„Spider-Man: A New Universe“: Stilisiert, mutig, expressiv + Verlosung
Der populärste aller Superhelden kehrt im Animationsfilm „Spider-Man: A New Universe“ in vielfacher Ausführung zurück.
Gibt es einen Superhelden, der beliebter ist als Spider-Man? Sieht man sich an, wie oft und in wie vielen unterschiedlichen Inkarnationen der Anfang der Sechziger von den Zeichnern Stan Lee und Steve Ditko für Marvel Comics erschaffene New Yorker Spinnenmann schon in Film und Fernsehen zu sehen war, stellt sich diese Frage eigentlich nicht. 2002 löste Sam Raimi mit „Spider-Man“ (gemeinsam mit den „X-Men“) den bis heute anhaltenden Boom der Comic-Verfilmungen aus. Tobey Maguire war dann noch in zwei Fortsetzungen als der Junge mit den Spinnenkräften, der bürgerlich Peter Parker heißt, mit von der Partie. Schon 2012 folgte eine Neuauflage, in der für zwei Filme Andrew Garfield die Hauptrolle übernahm.
Seit Spidey fest in Marvels Kino-Universum verankert ist, spielt der junge Brite Tom Holland die Hauptrolle – und das bislang auch schon dreimal. Nicht zu vergessen: Es gab zudem in den letzten 15 Jahren drei Zeichentrick-Serien (von denen „Der ultimative Spider-Man“ am längsten lief) und zuletzt den auf der Leinwand überraschend erfolgreichen Bösewicht-Ableger „Venom“. Dass nun mit „Spider-Man: A New Universe“ (ab 13. Dezember im Kino) schon wieder ein neuer Film in die Kinos kommt, erscheint also zunächst wie Overkill. Doch wenn das Publikum hier eines nicht erwartet, dann mehr vom Gleichen und Bewährten.
AmazonNeuer Held, neue Probleme
Der Held in diesem ersten großen „Spider-Man“-Animationsfilm, hinter dem als verantwortliche Produzenten die „Lego Movie“-Macher Phil Lord und Christopher Miller stecken, ist nämlich nicht Peter Parker, sondern ein gewisser Miles Morales. Auch er ist ein mit den Fallstricken der Pubertät ringender Teenager aus New York, der erst einmal die eigenen Superkräfte entdecken und mit ihnen umzugehen lernen muss. Nur dass Miles eben nicht wie Peter weiß, sondern ein Afro-Latino ist. Wer die Comics kennt, dürfte diesem Helden einer neuen Generation schon einmal begegnet sein, denn in den Heften kämpft Miles bereits seit 2011 gegen das Böse. Doch wer seine Marvel-Kenntnisse allein dem Kino verdankt, wird vielleicht von der Erkenntnis überrascht sein, dass dringend nötige Diversität bei den Superhelden sich nicht auf „Black Panther“ beschränkt.
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Das Interessante (und im ersten Moment Verwirrende) an „Spider-Man: A New Universe“ ist nun, dass dieses Highschool-Kid in Brooklyn zwar im Mittelpunkt steht, aber längst nicht der einzige Spider-Man ist. Vielmehr öffnet sich im wahrsten Sinne des Wortes das Spiderverse, sodass hier gleich mehrere Spider-Männer (und -Frauen und -Tiere) aus unterschiedlichen Paralleluniversen aufeinandertreffen können. Und so wird ausgerechnet der nicht mehr ganz so junge Peter Parker persönlich für Miles zum Mentor. Etwas widerwillig allerdings, denn nach all den Jahren, in denen er sich neben dem Retten der Stadt auch für Weihnachtsalben, Frühstücksflocken und anderes Merchandise verheizen ließ – Humor und Selbstironie werden im neuen „Spider-Man“ größer geschrieben denn je! –, ist er der Heldentaten inzwischen ein wenig müde.
Viel mehr will und kann an dieser Stelle noch gar nicht über den Film verraten werden, denn mehr als ein paar Ausschnitte waren vor Redaktionsschluss für die Presse nicht zu sehen. Daher hier nur die wichtigsten Fakten: Miles’ Vater ist Polizist, sein eigentliches Vorbild ein cooler Onkel, mit dem es noch mehr auf sich hat, Gwen Stacy hat ihrerseits eine Superhelden-Identität, und als Bösewicht kommt der Kingpin zum Einsatz.
Mindestens so ungewöhnlich wie sein fest in der schwarzen HipHop-Kultur verankerter junger Protagonist ist allerdings auch der Look des Films. „Uns ging es darum, eine wirklich neue Optik im Bereich des Animationskinos zu finden, die man so noch nicht gesehen hatte“, erklärt Peter Ramsey, neben Bob Persichetti und Rodney Rothman einer der drei Regisseure von „Spider-Man: A New Universe“. „Wobei wir natürlich darauf achten mussten, dass der Film visuell nicht so extrem wird, dass er die Zuschauer verprellt. Und so suchten wir immer einen Mittelweg zwischen naturalistischen, emotional zugänglichen Figuren und möglichst extremen, einzigartigen Bildern.“
Noch mehr Versionen von Spider-Man
Sein Kollege Rothman, der Mitte der Neunziger als Autor für David Letterman ins Showgeschäft einstieg und auch am Drehbuch des Films mitgeschrieben hat, stellt noch die Wörter „stilisiert“, „mutig“ und „expressiv“ in den Raum, um zu beschreiben, wie der actionreiche Film, an dem 140 Animatoren mitwirkten, nun aussieht. Vor allem aber zeichnet sich dessen Stil dadurch aus, dass nicht allein auf am Computer mögliche Perfektion geschielt, sondern gleichzeitig den von Hand gezeichneten Comic-Illustrationen von Miles- Morales-Schöpferin Sara Pichelli Tribut gezollt wird.
Ob es demnächst vielleicht auch mal ein afroamerikanischer Spider-Man in einem Realfilm auf die Leinwand schafft, bleibt unterdessen abzuwarten. Shameik Moore, der in der Originalfassung von „Spider-Man: A New Universe“ in der Sprechrolle des Protagonisten zu hören und vor allem durch Baz Luhrmanns TV-Musical-Serie „The Get Down“ bekannt geworden ist, ist jedenfalls für den Auftritt bereit, wobei er gleich lachend hinterherschiebt: „Aber nur, wenn ich dann nicht einer von vielen bin!“ Und Rothman ist sich sicher, dass es bis zu diesem Film nur noch ein kleiner Schritt ist: „Schließlich sind zwischen der Erfindung von Miles und unserem Film auch keine zehn Jahre vergangen. Fortschritt vollzieht sich bei ‚Spider-Man‘ mittlerweile also ziemlich schnell.“
Daran, dass wir Spider-Man auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch häufiger und in immer neuen Versionen erleben werden, besteht laut Bob Persichetti jedenfalls kein Zweifel. „Kein anderer Superheld ist so sehr Paradebeispiel dafür, dass man die eigene Andersartigkeit akzeptieren und begrüßen sollte“, erklärt der Regisseur die besondere Beliebtheit von „Spider-Man“. „Anders als Superman, Thor und Co. macht er etwas durch, das jeder kennt, der selbst mal ein Teenager war: Die eigene Identität finden, das ist einfach eine Erfahrung, die universell und auf ewig verständlich bleiben wird.“
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