Spätes Lob
Plötzlich weckt Peter Bruntnell Interesse
Es ist schön für einen Künstler, wenn prominente Kollegen Gutes über ihn sagen. Peter Bruntnell war unlängst mit dem American Music Club auf Tournee, seitdem lobt ihn Marc Eitzel. Auch Peter Bück liebt die Musik des Engländers mit Wohnsitz in Devon – Bruntnell ist mit Scott McCaugheys Minus 5 bekannt, und seine Musik kam deren berühmtem Gitarristen zu Ohren. „Es belastet mich nicht, ein Geheimtipp zu sein“, kommentiert Bruntnell, „aber es belastet mich, dass ich zu wenig Platten verkaufe.“ Haha!
Bruntnell ist über 40 und Familienvater – die große Karriere ist nicht mehr zu erwarten. Doch er würde gern mehr machen. Mehr Musik, mehr Tourneen, mehr von allem. So geht es vielen Musikern, die ihre Musikkarriere nicht mit dem Ende der Adoleszenz an den Nagel hängen, um sich Peter Bruntnell: mit 40 Jahren vom Kitzel der eigenen Kunst getroffen ins bürgerliche Leben einzufädeln. Es entstehen dann gemischte Lebensentwürfe, Kompromisse, die nicht immer schlecht sein müssen.
Ihm gefalle sein Leben gut, bestätigt Bruntnell, aber gerade jetzt kitzelt ihn die eigene Kunst doch sehr. Das neue Album, „Peter And The Murder Of Crows“, ist das erste, das im eigenen Studio entstand. Bruntnell verzichtet auf das übliche Band-Korsett und organisiert seine Lieder im Wesentlichen um eine akustische Gitarre, ein indisches Harmonium und einen Kontrabass. Bruntnell ist stolz auf seine Aufnahmen, die sehr unmittelbar sind und nicht von der erzwungenen Kreativität im gemieteten Studio gekennzeichnet. In diesen Liedern ist die Liebe zu Nick Drake erkennbar, doch Bruntnell ist ein erwachsener Melancholiker. „Ich habe mit dieser Platte ein viel besseres Gefühl“, freut er sich, „es liegt wohl daran, dass ich daheim in Ruhe arbeiten konnte.“
Eigentlich sollte seine neue Platte nicht mehr unter seinem Namen erscheinen, sondern unter dem, der nun zum Titel geworden ist. Das Veto der Plattenfirma verhinderte das – zumal ein etwas größeres Medieninteresse zu verzeichnen ist. „Ich bin zu faul, um die Dinge allein zu machen. Kein Ego, das ich unbedingt ausstellen muss.“