Soulfood in Whiteys Diner

Früher rappender Rüpel bei House Of Pain, hat Everlast jetzt seine Speisekarte erweitert, beschäftigt auch Gäste und schätzt Streichersätze

Der Künstler hat sich verspätet und betritt das Foyer des abgewrackten Hotels in Sherman Oaks, einem Stadtteil östlich von Hollywood. Im Grunde passt der Ort ganz gut zu Erik Schrody alias Everlast, der ja schon erfolgreich mit House Of Pain einen gewissen Proll-Charme mit irisch-amerikanischem Hooligan-HipHop, Tattoos und Saufgelagen gepflegt hat. Diesen Background leugnet er gar nicht Auch wenn er House Of Pain schon vor Jahren verlassen hat und inzwischen unter dem Pseudonym Everlast mit seinem neuen Alter ego Whitey Ford, einem gemäßigteren Image, einem einzigartigen Folk-, Blues- und HipHop-Sound und traditionellem Songwriting die weitaus größeren Erfolge feiern kann.

Betreibt Whitey Ford inzwischen ein Diner hier in L. A.?

Du beziehst dich auf den Titel des neuen Albums „Eat At Whitey’s“. Das ist natürlich nur ein Scherz. Du kennst doch diese alten amerikanischen Filme aus den 50er Jahren oder die Cartoons mit Bugs Bunny. Da sieht man immer diese Reklameschilder mit der Aufschrift „Eat at Joe V. Und das Witzige ist, dass es grundsätzlich ein Joe ist, der diesen Laden führt. Ich habe einfach „Joe“ durch „Whitey“ ersetzt Alle meine Freunde fanden das lustig, und ich mag es, wenn dich ein Titel zum Schmunzeln bringen kann. Gleichzeitig gibt es der Platte eine etwas lockerere Grundstimmung.

Wie bitte sieht denn das Diner von Whitey Ford aus?

Das ist eines von diesen dreckigen Hollywood-Diners, die bis in die Puppen geöffnet haben. Ein Ort, zu dem es alle Punkrocker, Säufer und Obdachlosen zieht. Der Laden befindet sich irgendwo am endlosen Hollywood-Boulevard. Allerdings zu einer anderen Zeit, lange bevor Disneyland die ganze Straße aufgekauft hat.

Was steht so an Spezialitäten auf der Speisekarte bei Whitey’s?

Funkyness und Soul Food zum Beispiel… Es gibt einige Veränderungen auf der Speisekarte. Mein letztes Album war in erster Linie Geschichten erzählender Rap, der von einer akustischen Gitarre begleitet wurde. Ich habe auf dem neuen Album sehr viel mehr mit Rhythmus gearbeitet. Der Grundgedanke ist geblieben, aber ich habe die Ideen wesentlich weiter voran getrieben und obendrein neu entwickelt. Du konntest die unterschiedlichsten Gäste für das Album gewinnen – Santana, B-Real von Cypress Hill, N’dea Davenport und die legendäre Merry Clayton. Und für die Arrangements mit Streichern und Bläsern, die auf einigen der Songs zum Tragen kommen, ist tatsächlich der Vater von Beck verantwortlich?

Richtig, die sind von David Campbell. Das Witzige ist, dass der auch genauso wie Beck aussieht. Genauer gesagt, wie eine 20 Jahre ältere Ausgabe von Beck. Ich kenne Beck nicht, aber wenn der nur halb so cool wie sein Vater ist, dann ist auch Beck ein toller Typ. Sein Vater jedenfalls ist eine Freakshow auf zwei Beinen.

Ein Kellner des Hotels bringt zwei Gläser mit Coke, vielen Eiswürfeln und jeweils einer Cocktailkirsche als Dekoration in den Interview-Raum. „Halten die mich etwa für fuckin‘ Shirley Temple?“ pöbelt da Everlast. Eine Cocktailkirsche fliegt in einem eleganten Bogen in den zwei Meter entfernten Tritteimer. Das fällt offenbar in den Bereich Image-Pflege.

Die Streicherarrangements wirken auch wie ein Hinweis darauf, dass selbst Everlast, beziehungsweise Whitey Ford, eine feinfühlige Seite hat.

Ich denke, dass jeder eine feinfühlige Seite hat. Wenn manche Leute diese Seite verleugnen, dann ist das ihr Problem. Mit Hilfe dieser Streicherarrangements wollte ich die Schönheit von einigen Songs unterstreichen. Denn Streicher rufen ja bei den meisten Menschen besondere Emotionen hervor. Selbst bei den Typen in einem so versifften Laden wie dem von Whitey Ford.

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