SONNIT bewahren das Pathos des Eighties-Rock in Zeiten des Laptop
Die Braunschweiger Band Sonnit sieht schon auf Fotos so gescheckt, heiter und selbstironisch aus, dass man an Pop und kreative Freiheit denkt. An die achtziger Jahre, als es zum guten Ton gehörte, sich freiwillig ein bisschen lächerlich zu machen, was am Schluss (und im Rückblick) auch genervt hat. Auf einem Festival „nordwestlich von Hannover“ hat Sänger Alex Struck (Bildmitte) angesagt: „Wir sind Sonnit und likum umherlief, sagten mehrere Zuhörer, sie fänden es toll, dass sie das Pop nennen würden. Also nicht Rock oder: einen Mix aus Rock, Pop, Jazz und Dance-Elementen.
Bis auf den Jazz wäre das selbstverständlich die adäquate Beschreibung für die Debüt-Platte „Popgun“, denn was sollten junge Leute Mitte 20, die sich nicht dezidiert als Leidenschaftsmusiker sehen, anderes machen? Bei Gitarrist Holger Jung (im Bild ganz links) geschah die Prägung durch die Zimmerwand des Bruders hindurch, The Alarm, U2, Big Country, die Platten konnte er sich kaum aussuchen. Das bergsteigerische Pathos der Bands drang mit durch die Mauer, und genau das ist bei Sonnit (die als Studenten-Zeitvertreib anfingen) der Spannungspunkt: Die Jungen haben im Hotelzimmer zwar häufiger den Laptop auf dem Knie als die Gitarre, aber die Emotionen („Get Your Mind Free“, „Heaven Is Close“) sind die der Alten. Der Chef vom Musikverlag hat beim Hören der Platte gesagt, Sonnit seien die neuen Tears For Fears. Eine der Achtziger-Synthie-Bands, die sich sehr ernst genommen hat und gar nicht so Pop war.