Songschreiber Jason Mraz fand sein Leben als Kleinkünstler ganz gemütlich, aber dann kam die große Chance
Jason Mraz hat es nicht eilig. Nicht bei seinen Songs, nicht mit dem Erfolg. Er spricht langsam, nimmt sich viel Zeit zum Lachen, und wenn er einen Keks kaut, dann ausgiebig. Warum sollte er auch hetzen? Schließlich hat ihn seine besonnene Art ganz schön weit gebracht.
Mraz trat ein paar Jahre lang in sämtlichen Coffeeshops in San Diego auf, bis ihn plötzlich ein Plattenfirmen-Gesandter ansprach. Das fand der Sänger und Songschreiber komisch, aber er unterschrieb dann doch einen Vertrag ohne sich viel davon zu versprechen. „Eigentlich wollte ich nur mal aus der Stadt rauskommen und touren. Aber das Album wurde größer und größer, und ich bin immer noch überrascht davon. Ich wusste ja gar nicht, was ich tue.“ Von dieser Naivität und Vorsicht hört man auf seinem Debüt „Waiting For My Rocket To Come“ allerdings wenig. Doch daran ist Mraz nicht schuld: „Ich wollte ursprünglich ein akustisches Album aufnehmen, nicht so ein fettes Pop-Rock-Album. Ich kannte mich im Studio gar nicht aus und beschäftigte mich nur mit Lyrik und Melodien. Währenddessen kam Schicht um Schicht dazu – und das gefallt mir jetzt auch, es ist ja kein Schleim-Pop, sondern eine zurückhaltendere Variante.“
Manche Stücke- das traurige „Absolutely Zero“ oder das bissige „Too Much Food“ – klingen, als habe Mraz sich längst damit abgefunden, dass sein Leben als Musiker nicht so glamourös ist, wie er sich das als Teenager mal ausgemalt hatte, aber trotzdem besser als jedes andere: Tagsüber schlafen, am Wochenende auftreten – so sah sein Leben bis vor kurzem aus, und er war zufrieden damit. Aber wenn es jetzt Weltruhm sein soll, okay.
Sein zweites Album ist längst in Arbeit Aber wie es sich anhören wird, weiß Mraz noch nicht „Vielleicht klingt es nach Sade, die liebe ich so. Oder brasilianisch – ich höre zurzeit fast nur Arto Lindsay. Aber wahrscheinlich wird es doch ganz anders. Gestern dachte ich noch, ich will wie Peter Gabriel werden. Ich lasse mich so schnell beeinflussen. Ich darf gar nichts länger als einen Tag am Stück anhören – sonst klinge ich genau wie diese oder jene Band.“ Man merkt das beim Fast-Rap-Song „Curbside Prophet“ – damals bewunderte er gerade Jurrasic 5: „HipHop ohne Kanonen, Zuhälter und Autos – das fand ich toll. Ich Kleinbürger kann ja nicht wirklich rappen, aber es zu versuchen, hat so viel Spaß gemacht.“
Irgendwann will er dann auch ein richtiges Akustik-Album aufnehmen, ohne all den Sound-Ballast „Aber das ist viel schwieriger als eine ,normale‘ Platte, weil man gar nichts verstecken kann. Die Gitarre muss perfekt sein, sonst nervt sie. Die Texte müssen passen, sonst lachen alle. Und so weiter. Vielleicht war ich beim Debüt noch nicht so weit, aber das wird schon noch. Ich bin da geduldig. Eins nach dem anderen.“ Der Mann hat eben Zeit.