Solo mit zwei Profis – Genießt die musikalische Promiskuität: Tom Liwa
Manchmal kann man einfach nicht länger warten. Dabei wurde bereits „über Fotosessions für 4000 Mark“ geredet, über Bühnengarderobe und „dann hieß es, nee doch nich‘, also so superblöd“. Im letzten Herbst mochte Tom Liwa die Spielchen der großen Firmen nicht mehr mitmachen. Denn: Was ist ein Vater wert, der noch Promo-Touren abreisst, während daheim die Windeln gewickelt werden wollen? Im Juli kommt seine zweite Tochter. Da sollte sein neues Album „St. Amour“ draußen und durch sein. „Klar würd‘ ich das begrüßen, mal mit so ’nem Apparat zu arbeiten“, erklärt er. Doch ob Major oder die bewährte Hausmarke Moll: Echt-Fan Liwa („erfrischend und direkt“) spielt längst in einer eigenen Liga. Nach dem Aus für die Flowerpornoes genoss der Songschreiber aus Duisburg erstmal seine „neu gewonnene musikalische Promiskuität“, komponierte mit Tim Isfort fürs Orchester, versammelte 1998 im „Paradies der Ungeliebten 1 * heimische Songwriter-Kollegen, entdeckte Beethovens Kammermusik und nahm verwundert wie erfreut zur Kenntnis, dass in seinen Solo-Konzerten „auch junge Leute nachwachsen“.
Eine „zeitgemäße und transparente Folk-Rock-Platte“ hieß das Klassenziel für „St. Amour“. Was Liwa nicht zuletzt deshalb erreichte, weil in Ralf Gustke und Hans Maahn eine gestandene Rhythmusgruppe mittat, früher war es doch eher so aus dem Bauch raus gearbeitet. Diesmal brauchte ich Leute mit mehr Gespür für die Feinmotorik.“ Auch könne er Profis „ganz anders kritisieren, weil die weniger Profilneurosen haben. Sie sind es gewohnt, dass Produzenten was ganz Bestimmtes von ihnen verlangen.“