Söhne Mannheims – Mosbach, Alte Mälzerei
Mannheim ist groß. An diesem Abend reicht es zumindest bis ins 80 Kilometer entfernte Kreisstädtchen Mosbach. Hier hat Xavier Naidoo kurzfristig die Generalprobe für die erste Deutschland-Tour seines Band-Projektes Söhne Mannheims angesetzt. Ideal gewählt: kein Medienrummel, überschaubare 1000-Leute-Location, aber trotzdem eine geräumige Bühne. Die ist auch bitter nötig, denn die Söhne marschieren mit nicht weniger als 14 Mann auf: Schlagzeug, Gitarre und Tasten sind jeweils doppelt besetzt, Bassmann Robbee Mariano und DJ Spliff besorgen die tiefen Töne. Davor wuseln nicht weniger als sechs Mikrofonhalter durcheinander: der jamaikanische Rastafari Marion B., Jah MC, ein schmalbrüstiger Rapper im Prince-Format, der Boygroup-kompatible R&B-Flöter J-Luv aus Sabrina Setiurs Background-Chor, der Mainzer Mannheim-Sohn Rolf Stahlhofen und Xavier Naidoo. Für das folkloristische Element soll offensichtlich der letztjährige Mannheimer Karnevalsprinz (!) Claus Eisenmann sorgen, der allerdings so traurig vor sich hin brummt, als ob ihn der Chor der Schwarzmeerflotte in der Kurpfalz ausgesetzt hätte. Die Aufgabe, diesen Hornissenschwarm zu bändigen, treibt dem musikalischen Direktor der Söhne, Keyboarder Michael Herberger, schnell den Schweiß auf die Stirn.
Der Urgroßnefle des Trainer-Philosophen Sepp hat noch viel Arbeit vor sich, wenn das nächste Konzert nicht immer das schwerste werden soll: Viele der 14 Songs des demnächst erscheinenden Albums „Zion“ werden durch die Überdosis an Sängern zu Musicalartigen Klangtapeten. Die im Prinzip recht ausgefeilten Arrangements setzen sich nur bei den stärksten Stücken („Wir haben Euch noch nichts getan“, „Dir wisst nicht, wo der Himmel ist“) gegen die Wall Of Sound des Orchesters durch. Das Ganze klingt noch ein bisschen nach Baustelle – kein Wunder, denn bisher hat die Großband gerade eine einzige Single veröffentlicht und spielt jetzt schon Stücke von der zweiten Platte nach dem Debütalbum. Richtig gut sind die Söhne Mannheims nur dann, wenn der ohnehin gesanglich dominante Naidoo den großen Soul-Mann spielt Auch die Texte tragen die missionarische Handschrift Xaviers: Zeilen wie „Dein Glück liegt mir am Herzen, warum findest Du es nicht, um die Schmerzen auszumerzen“ fallen wohl nur dem Vater der Söhne ein.