So war Patrick Wolf in Berlin: Da tanzte der Wolf mit den Füchsen
Patrick Wolf kam im Rahmen seiner "Lupercalia"-Tour am 14.11. auch ins Astra Kulturhaus und eröffnete in Berlin den deutschen Teil seiner Tournee. Wie sich sein 'Festival of Love' namens "Lupercalia" gestaltete, untersuchte Aurelia Kanetzky für Sie vor Ort.
Dass Patrick Wolf gerade so verliebt ist, dass er die ganze Welt umarmen könnte, ist wohl spätestens seit der Veröffentlichung von „Lupercalia“ nicht zu überhören – nun zog er durch die Lande, um sein Glück zu besingen und zu betanzen, seine Stadt London dabei immer im Gepäck, und machte am Montag, dem 14.11., im Astra Kulturhaus Berlin halt – Schade, dass dies an einem grauen Montag geschah, denn statt einer Achterbahn der großen Gefühle gab es einen übermüdeten Patrick Denis Apps, der erst gegen Ende des Konzertes auftauen wollte.
Die Stimmung im Astra ist familiär und entspannt – ohne Hektik, ohne Überfüllung, mit angenehmen Temperaturen – nahezu prädestiniert für Patrick Wolfs „Ende der Experimente“ oder „Reise zu sich selbst“, wie er sein letztes Album nannte. Chinawoman, alias Michelle Gurenvich, eröffnet den Abend und liefert ein Set, das oft an Tanita Tikaram und „Twist In My Sobriety“ denken lässt, wobei die Instrumentalisierung bei Chinawoman, ebenso wie das Hitpotential, deutlich magerer ausfällt – dennoch ein guter Soundtrack, um sich an der Bar für den Abend frisch zu trinken.
21.05 Uhr – das Astra schweigt gespannt, der Wolf scheint nicht fern zu sein: Die Bühne füllt sich mit Musikern, die ein ganzes Sammelsurium an Instrumenten mitbringen und sich in Position begeben. Die gezeichnete Stadt im Hintergrund ist längst erleuchtet und auch in den zwei Miniaturhäusern rechts und links auf der Bühne brennen schon die Lichter – fehlt nur… 21.07 Uhr…Patrick Wolf! Im schwarzen Sacko mit silbern-funkelnder Verzierung und passenden In-Ears, in Szene gesetzt wie Bryan Ferry zu besten Zeiten, verteilt Wolf im Kulturhaus den breiten Klang seiner Stimme.
Mit „Time Of My Life“ eröffnet er das Programm, wirkt jedoch, trotz des passenden Openers noch leicht verschüchtert, weshalb er schnell zur Geige wechselt und damit den aufmunternden Beifall einfährt. Stumm wechselt er ans Klavier, um das Zeugnis seines Liebesglücks „House“ anzustimmen, wobei die Bühne passend im rosafarbenen Licht erhellt wird. Mit „The Gypsy King“ wechselt er an seine Kindergitarre und beeindruckt mit einer derart emotionalen Kopfstimme, das der Name ‚Wolf‘ nicht passender sein könnte.
Dennoch lässt das Gefühl nicht nach, dass der Sänger noch immer nicht ganz bei der Sache ist, was dann seine Bestätigung findet: Patrick Wolf zieht schon wenige Minuten später seine Jacke aus, „That was not really professional. Forgive me please, I had a party last night.“, entschuldigt er sich für seine gedrückte Stimmung, „…but the show must always go on!“. Als sich Wolf dann an die Harfe setzt und die Geige bewegend in den Vordergrund tritt, ist ihm das schnell wieder verziehen – vor allem, weil es sich beim angespielten Song um „Damaris“ handelt. Im Astra bricht erstmals der große Jubel aus, der dann durch Patricks meisterlichen Wechsel zur Kopfstimme im großen Erstaunen endet. Nach einigen Songs wiederholt der Brite diesen Effekt mit einem Accapella-Stück, „Thank you very much for coming. Fuck you! You are so amazing“, bedankt er sich – zunehmend aufgelockert. Dann spricht er auf Deutsch, „Vertrauen ist das Thema“, als er den Song „Bermondsey Street“ ankündigt und überrascht auch während des Liedes mit übersetzten Passagen. Ihm und auch dem Publikum ist sichtlich anzumerken, dass die Stimmung langsam auftaut. Scherzend setzt sich der Londoner auf einen Stuhl – „Hey, I’m Britney“, und singt „I’m Not A Girl, Not Yet A Woman“, was ihn sowie den Saal köstlich amüsiert, er kommt jedoch dann mit „The Future“ wieder zurück zur Tagesordnung: „Love and Lupercalia“. Nach einer kurzen Überlegung, an welchen Orten in Berlin es sich lohnt zu heiraten, wird Wolf kurzerhand romantisch und stimmt statt dem Song „Together“, in dem er in einer Passage Berlin besingt, die spontan entwickelte deutsche Version „Zusammen, Zusammen“ an. Und obwohl sich alle sichtlich gerührt zeigen, betont Patrick nochmals „I really feel like on a monday, but i gotta sing a song“ – nicht schlimm, denn der Song um den es sich handelt ist „The Falcons“. Die Meute tobt und auch Patrick schreit akzentfrei „Zusammen, zusammen – vielen Dank!“. Anschließend stürmt er mal wieder ins Publikum, während seine Musiker die Bühne räumen.
Danach wollen alle mehr, immerhin wurde auch „The City“ noch nicht gespielt. Es dauert nicht lang bis alle Musiker zurück sind und Geige, Saxophon, Klarinette, Schlagzeug, Klavier und Gitarre wieder einsetzen. „Won’t You Come“, hört man Patrick Wolf aus dem Publikum singen – schnell ist er zurück und komplettiert die Instrumentierung mit seinem Harfenspiel, „… Come Closer To Where We Belong.“.
Mit zwei ausgestopften Füchsen auf den Schultern erreicht der Abend dann seinen Höhepunkt. Zu „The City“ tanzt er über die Bühne und alle machen begeistert mit – Patrick Wolf war ganz am Ende zur gewohnten Best-Form zurückgekehrt. Schade, denn so hätte der Abend beginnen sollen.