So war Noel Gallaghers erstes Solokonzert in Dublin
Im Olympia Theatre in Dublin begann Noel Gallagher mit seinen High Flying Birds seine Herbsttour zum Solodebüt. Autor Daniel Schmidt war für uns vor Ort.
Hatte Noel Gallagher seine Frontman-Qualitäten testen wollen, bekam er zum Auftakt seiner Tour als Solokünstler gleich zwei Geschenke: ein dankbares Thema für den Smalltalk und ein Publikum, das sich von ihm tatsächlich anstacheln ließ. Gallaghers Lieblingsfußballteam Manchester City hatte am Nachmittag beim Erzrivalen mit irisch-katholischer Tradition, Manchester United, auswärts 6:1 gewonnen.
Die ersten und fast einzigen Worte nach vier Songs und einem „Guten Abend“ waren eine Reihe von Schmähungen in Richtung Publikum, das sich wohl für ManU schämte und Gallaghers Sticheleien mit Pfiffen bedachte. Alles Spiel und Spaß aber, und längst vergessen, wenn zwei Sekunden später „Supersonic“ akustisch anklingt. Gallagher hatte vor den Konzerten mit den High Flying Birds angekündigt, ein paar Oasis-Songs zu spielen. Wann und wie und welche wollte er nicht verraten. Wenn er bei seinem allerersten Solokonzert nach der Oasis-Trennung als allererstes „(It’s Good) to be Free“ spielt, also die Erhabener-älterer-Bruder-Karte dem bellenden Nachkömmling entgegenhält („It’s not in what you say / it’s in what you do„), darf sich jeder seinen Teil denken.
Danach wird gleich „Mucky Fingers“ in dreieinhalb Minuten zerschossen, bevor das erste Stück von der neuen Platte einsetzt: „Everbody’s on the Run“, auf der Bühne des kleinen Olympia Theatres in Dublin natürlich ohne Chor und Streicher. Paar der Songs verlieren live ein bisschen an Eindruck – „AKA… What a Life“ ist mehr Umpf-da-umpf-da-Rocker als Ohrwurmsingle wie auf der Platte, beim hübschen Vaudeville-Bläserpart aus „Death of You and Me“ muss das Keyboard herhalten, den Rest steuern die Lagerlouts bei – da-da da-da da da. Die Sänger-Tauglichkeit von Noel Gallagher lassen sich über das Konzert kaum ausmachen, bei allen Titeln (außer den beiden gespielten B-Seiten von neuen Album) grölt die Meute textsicher mit. Dabei geht leider auch die großartigen Version von „Talk Tonight“ unter, die das Quintett spielt, als ob bei einem süddeutschen Weinfest einer zu der enorm, enorm fähigen Coverband riefe: „Habt ihr auch ‚Talk Tonight‘ drauf?“ Vier Minuten Magie, wie man sie fast nie zu Gehör bekommt.
Das Soloalbum spult Gallagher in chronologischer LP-Reihenfolge fast in Gänze ab, zur Zugabe gibt’s „Don’t Look Back in Anger“, „The Importance of Being Idle“ und „Little by Little“ sowie viel Applaus und „Noel-Noel-Noel“-Rufe. Erstes Solokonzert überstanden. Und jetzt flieg, kleiner Vogel, flieg.
Hier noch ein Bootleg des Konzerts, Noel Gallagher’s High Flying Birds mit „(It’s Good) to be Free“: