So war Meiko in Köln: Gefälligkeit in Serie

Die amerikanische Songwriterin Meiko gilt vielen als Geheimtipp, der bald keiner mehr ist. Rebekka Endler hat sie sich für uns im Vorprogramm von Milow in Köln angeschaut - und war nicht ganz überzeugt.

Meiko? Nie gehört. Und doch, die US-Folk Sängerin aus Georgia stimmt auf der Bühne den ersten Song an und schon stellt sich ein „Déjà -entendu“-Gefühl ein. Alleine, mit ihrer Gitarre auf der Bühne, singt sie Geschichtchen und lässt Bilder entstehen von Mädchen, die mit dem Captain des Footballteams händchenhaltend und Eis essend promenieren gehen und für immer glücklich sein werden. Meiko steht damit voll in der Tradition all derer, die harmlose, bisweilen naive „lalala-Musik“ über’s Verliebtsein trällern – Wohlfühlsongs für kleine Mädchen und alternde Männer. Die unbekannte Bindeglied-Cousine von Lily Allen (weniger frech) und Taylor Swift (weniger poliert).

Es ist ihr dritter Abend in Folge als Opening Act von Milow im Tanzbrunnen in Köln. Alle Shows sind ausverkauft. Das Publikum: ein Querschnitt des Durchschnitts. Jung, wie alt, gesittet, unauffällig und… nun ja, sehr verschmust. Offensichtlich ein Konzert für Pärchen, denn zwischen emsigem Mitklatschen (selten im Takt), wird getätschelt, gegrabscht und geknutscht. Mit klarer und mädchenhaft hübscher Stimme singt Meiko eingängige Melodien („Boys With Girlfriends“, „Piano Song“), geschmückt mit reichlich „do do do do’s“ und einer Prise unbekümmertem Herzschmerz. Ein Easy-Listening-Mix aus Country, Folk und Songwriting-Pop. Und da alle so zufrieden sind, kommt – obgleich Sitzkonzert – schon so etwas wie festive Stimmung auf; ein bisschen wie im ZDF Fernsehgarten.

Meiko ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man heutzutage aus den eigenen vier Wänden heraus die iPods auf der ganzen Welt erobern kann. Das erste Album „Meiko“ entstand 2007 erst komplett in Eigenregie, und nachdem es Platz 1. der iTunes-Folk-Charts erobert hat, fand sich ein Label (Myspace Music) für einen Re-Release. Im Mai 2012 ist mit „The Bright Side“ (Fantasy Records) das zweite Album erschienen und wird nun auch außerhalb der US-Grenzen exportiert.

Aha, noch nie was von gehört. Also woher kenne ich Dich Meiko? Die Singleauskopplung „I’m stuck on you“ liefert die Antwort: „You are so dreamy, feel like I’m in the movies, I feel so happy I’m stuck on you, do do do do do do“. Mit ihren gefälligen und irgendwie eingängigen Songs trifft Meiko nicht nur den Nerv des Kölner Milow-Publikums, sondern auch den zahlreicher Produzenten von US-Serien. Kaum eine Serie, die in den letzten Jahren nicht wenigstens einen Meiko Song gefeatured hätte (und die ich nicht gesehen hätte)!

Nach 30 Minuten ist Meiko fertig mit Singen. Dann darf Milow singen und das Mitklatschen geht weiter. Es wird sogar noch eins draufgesetzt und inbrünstig mitgeträllert, weil den Milow, den kennt man ja schließlich aus dem Radio.

Mein Fazit des Abends: Meiko macht schöne Musik fürs Volk, ich gucke zu viel fernsehen und bin ein verhärmtes Menschkind, weil mir angesichts Texte wie „Girls need attention and boys need us, so let’s make everybody glad, that they have each other in each others arms, oh oh oh let’s make everybody glad“ (aus „Reasons to love you“) eher die Galle hochkommt, als das Herz aufgeht.

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