So war das Abschiedskonzert von Ghost Of Tom Joad in Berlin
Im Januar gaben Ghost Of Tom Joad überraschend ihre Bandauflösung bekannt, jetzt machten sie Ernst. Auf einer Tour durch fünf Städte hat sich die Band von ihren Fans verabschiedet und das Kapitel "Ghost Of Tom Joad“ somit beendet. Wir waren im Berliner Comet Club dabei.
Es ist wohl das Dilemma vieler und vor allem dieser Bands, die an dem Sprung in die Rotationsschleifen der großen Radiosender immer knapp vorbeispielen und doch irgendwie zu Mainstream, zu poppig für die „wahren Insider“ sind – erst wenn es ans Eingemachte geht, merkt man, wieviele Anhänger die Band doch schleichend für sich gewinnen konnte.
So stellte auch Henrik Roger von Ghost Of Tom Joad während des Abends gleich mehrmals fest: „Was für ein absoluter Wahnsinn! Das ist unser erstes ausverkauftes Konzert in Berlin.“ Aber: „Es ist trotzem schön zu sehen, dass doch so vielen diese Band etwas bedeutet.“
Zu diesem Zeitpunkt war die Temperatur im Saal bereits auf ein übersommerliches Niveau angestiegen; Schlagzeuger Christopf Schneider hatte vom ersten Lied an auf sämtliche Bekleidung, abgesehen von einer Badeshorts, verzichtet und auch Henrik Roger und Jens Mehring wischten sich immer wieder den wohlverdienten Schweiß von der Stirn.
Der Samstagabend in Berlin war der vierte Abend der Tournee von Ghost Of Tom Joad und der letzte vor dem endgültigen Abschied am folgenden Abend in der Heimatstadt des Trios: Münster. Als Eröffnungsact spielten Manuel Kant das Publikum warm. Um dem weiteren Programm den richtigen Tonfall zu verleihen, kam vor der Band selbst noch einmal Ex-Muff Potter Gitarrist Dennis Scheider auf die Bühne. Mit der Gitarre in der Hand stimmte er die Melodie von Muff Potters „Bis zum Mond“ an und dankte Ghost Of Tom Joad für die verstrichenen Jahre, die er weitreichend als Produzent und Manager der Band begleitet hatte. Ein doppelt passender Einstieg – hatten umgekehrt doch auch Ghost Of Tom Joad als Vorband Muff Potter bei ihrer Abschiedstour 2009 in Berlin begleitet.
Das Intro von „Just A Dog“ geleitete die drei Bandmitglieder dann auf die Bühne, die ab der ersten Minute anscheinend noch einmal jeden Tropfen aus dem sprichwörtlichen Handtuch pressen wollten. Besonders Bassist Jens Mehring schien von der Zehnspitze bis zu den Ohren jedem Song noch einmal alles abgewinnen zu wollen – gerne auch auf Knien und mit gefletschten Zähnen.
Eine ausgewogene Mischung aus Songs der beiden letzten Alben und dem ein oder anderen Track aus dem Debüt „No Sleep Until Ostkreuz“ brachten das Publikum dann schnell durch die folgenden zwei Stunden. Als besonderes Highlight stand gleich als dritter Song der Setlist das zunächst zaghaft synthiegetriebene „Into The Wild“ an, das nach einer kurzen, absolut stillen Pause bei Konzerten in den wohl größten Ausbruch der Band mündet: „Ich bin so müde, diese Füsse wollen nicht, ich will hier nicht länger warten und mit dir in die Karparten!“
Spätestens an diesem Punkt war auch der letzte Zuschauer hinter der Bar aufgewacht. Ohne viele Ansagen, abgesehen von der immer mal wieder eingestreuten Verwunderung und Freude über den vollen Konzertsaal, zogen die Münsteraner ihr Set zügig durch. Bis es gefühlt unerwartet schnell und verhältnismäßig emotionslos dann auch schon zu Ende war. Als drittes Lied der Zugabe kündigte Henrik Roger an: „In Berlin geschrieben – das letzte Lied in Berlin“: „Black Musik.“
Tränen gab es nicht – wären zwischen dem Schweiß aber auch nicht aufgefallen, dafür aber die Ankündigung: „Wir sind nicht weg. Ihr könnt euch sicher sein, wir werden uns alle in diesem Jahr irgendwie musikalisch wiedersehen. Und immer wenn ihr eine von diesen drei Hackfressen irgendwo seht, könnt ihr euch sicher sein, das ist guter Shit!“
Somit, ohne allzu großen Herzschmerz, hier noch einmal „Black Musik“: