So hat sich die Ibiza-Geheimnistuerei für Jan Böhmermann gelohnt
Auffällig viele Neugierige schauten bei der Ausstrahlung des „Neo Magazin Royale“ am Donnerstag (23. Mai) auf ZDF Neo vorbei, nur um zu schauen, was der Satiriker über FPÖ-Strache zu erzählen hatte. Für sie gab es eine Europa-Lektion.
Jan Böhmermann weiß, wie man aus einer Situation Kapital schlagen kann. Nach der Ibiza-Affäre, die auch ganz konkret mit seinem Namen verbunden wurde (sogar der involvierte und inzwischen zurückgetretene Vizekanzler Österreichs, Hans-Christian Strache, erwähnte seinen Namen in einer ersten Reaktion auf den Presse-Coup), platzierte er im Netz einen Countdown, ließ Fans Rätsel raten, was er für neues Material unter dem Namen „Dotheyknowitseurope“ präsentieren würde.
Die durchaus schlichte, wenn auch komische Antwort: Nichts Neues zu Ibiza, dafür ein Europa-Song. Zum Teil Wahlaufforderung für die Kreuzchenverweigerer, zum Teil ESC-Parodie. Zum Teil der Versuch, Europas heterogene Comedyszene zu einen. In der aktuellen Sendung des „Neo Magazine Royale“ ging es dann auch nicht wirklich um Österreich. Vielmehr richtete der Moderator ernste Worte an wütende AfD-Wähler.
AmazonPlötzlich bekommt Jan Böhmermann ein Video gereicht
Einmal wirkte es so, als gäbe es doch noch etwas zu jenem Thema zu hören, das zur Zeit die Schlagzeilen in ganz Europa bestimmt. Sidekick Ralf Kabelka reichte Böhmermann in der Show eine Videokassette. Aber als es angeworfen wurde, gab es nur „Privates“ von Kabelka zu sehen.
Gelohnt hat sich das Brimborium rund um die Ibiza-Affäre für Böhmermann indes schon. Mit 470.000 Zuschauern erreichte die aktuelle Sendung des „Neo Magazin Royale“ am Donnerstag die beste Reichweite seit über einem Jahr.
Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass Böhmermann vor allem Interesse daran hatte, Werbung für sich als „Investigativjournalist“ zu machen, nur weil er anscheinend zufällig an Informationen gekommen ist. Da es sich bei der Veröffentlichung des Enthüllungsvideos um eine presserechtlich zwar korrekte, aber dennoch moralisch hochkomplexe Angelegenheit handelt, wäre hier etwas Zurückhaltung klüger gewesen.